Viele Frauen leiden unter Muskelschmerzen, kurz bevor die Regel beginnt: Manche klagen über Spannungskopfschmerzen, andere über Verspannungen der Nacken- oder Rückenmuskulatur. Man fühlt sich ungelenk, träge und unsportlich. Die Skelettmuskulatur ist die sogenannte „quergestreifte Muskulatur“. Sie können wir nach unserem Willen bewegen. Es gibt Hinweise darauf, dass auch diese Muskulatur Östrogen-Rezeptoren enthält, also mit den weiblichen Hormonen zusammenwirkt. Dass die Muskulatur unter anderem von den Geschlechtshormonen beeinflusst wird, ist klar: Die Muskeln der Männer stärker als die der Frauen. Andererseits erkranken mehr Frauen an Fibromyalgie und anderen Formen der Muskelschmerzen als Männer.
Auch die glatte Muskulatur wird von Östrogenen beeinflusst
Doch auch die glatte Muskulatur – also die Muskulatur, die wir willentlich nicht direkt beeinflussen können – wird von Östrogenen beeinflusst. Das merken manche Frauen zum Beispiel daran, dass sie während der Regelblutung auch unter Durchfall leiden: Die gesamte glatte Muskulatur ist während der Menstruation aktiver als sonst.
Hormonschwankungen während des Tages
Die Hormone sind während des Tages in unterschiedlichen Konzentrationen in unserem Blut vorhanden. Man sagt, sie unterliegen einem „zirkadianen Rhythmus“ (zirkadian = um den Tag herum). Das Östrogen namens 17-beta-Östradiol (E2) ist beispielsweise am Nachmittag am stärksten und in der Nacht am geringsten im Blut vorhanden (Journal für Menopause, PDF). Auch dieser Rhythmus könnte eine Erklärung dafür liefern, warum viele Frauen besonders in der zweiten Nachthälfte an Entzündungszeichen wie Rückenschmerzen oder Heuschnupfen leiden. Dabei mischt auch das körpereigene Hormon Cortisol mit, das ebenfalls nachts stark erniedrigt ist. In den frühen Morgenstunden erhöht sich die Konzentration dann wieder, wobei die Cortisolwirkung zeitverzögert einsetzt (Cortisol: Zirkadianer Rhythmus).
Literatur:
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Oestrogen and sex influence on muscle damage and inflammation: evidence from animal models.
Current Opinion in Clinical Nutrition & Metabolic Care:
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Tiidus, Peter M. (2005):
Can oestrogen influence skeletal muscle damage, inflammation, and repair?
Br J Sports Med 2005;39:251-253 doi:10.1136/bjsm.2005.016881
http://bjsm.bmj.com/content/39/5/251.short
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Oestrogen receptor β is expressed in adult human skeletal muscle both at the mRNA and protein level.
Acta Physiologica Scandinavica
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Wiik A. et al. (2009, Karolinska-Institut, Schweden)
Expression of both oestrogen receptor alpha and beta in human skeletal muscle tissue.
Histochemistry and Cell Biology
February 2009, Volume 131, Issue 2, pp 181-189
DOI 10.1007/s00418-008-0512-x
Karas RH et al. (1994)
Human vascular smooth muscle cells contain functional estrogen receptor.
Circulation.
1994; 89: 1943-1950
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