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Krohn’s Paradox bei der Borderline-Störung

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Menschen mit einer Borderline-Störung haben oft ein unglaubliches Gespür für ihre Mitmenschen. Sie können oft sehr gut erfassen, was andere glauben, denken, fühlen, wollen oder beabsichtigen. Daher „gelingt“ es ihnen auch, andere blitzschnell zutiefst zu verletzen. Andererseits lassen sie in ihrer Wahrnehmung Lücken und sie tendieren dazu, die Absichten des anderen überzuinterpretieren. Durch die erlebten Traumata missinterpretieren die Betroffenen die Absichten, Gefühle, Gedanken oder Wünsche anderer Menschen. Sie unterstellen anderen Menschen zu viel – sie hypermentalisieren. (Text: © Dunja Voos, Bild: © Schaf02, Pixelio)

„Der guckt schon wieder so komisch – bestimmt hat er was gegen mich. Ja, er hat was gegen mich, das spüre ich genau! Ich sehe es an seinem Stirnrunzeln.“

Fehlinterpretation

Insbesondere Menschen mit einer Borderline-Störung urteilen oft automatisch und blitzschnell. Sie haben das Gefühl, den anderen sofort und totsicher erfasst zu haben. Doch bei diesen automatischen Reaktionen und Reduktionen kommt es zu Fehleinschätzungen. Es gelingt den Betroffenen oft nicht, bewusster und weiter über den anderen nachzudenken, um ein differenzierteres Bild zu erhalten. Auch kommen die Betroffenen oft nicht mit Unsicherheiten zurecht, sodass sie den anderen lieber sofort in „eine Schublade stecken“ als zu sagen: „Ich weiß nicht genau, wie ich ihn jetzt einschätzen soll“. Der Widerspruch zwischen dem treffsicheren Erfassen der anderen Person einerseits und der Missinterpretation andererseits wird als „Krohn’s Paradox“ bezeichnet.

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Literatur:

Krohn, Alan (1974):
Borderline „empathy“ and differentiation of object representations: A contribution to the psychology of object relations.
International Journal of Psychoanalytic Psychotherapy 1974, 3: 142-165

Dieser Beitrag erschien erstmals am 28.8.2013
Aktualisiert am 27.7.2015


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