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Was wird aus unseren „inneren Obekten“, wenn Bezugspersonen abwesend sind?

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alles_gut_innere_objekteTäglich haben wir es nicht nur mit „äußeren Objekten“, also Menschen in unserer Umgebung zu tun, sondern auch mit den Bildern dieser Menschen, die wir in uns tragen – eben den „inneren Obekten“. Wer eine Psychoanalyse macht, kann den Wandel von Inneren Objekten sehr gut beobachten. Zum Beispiel kann es sein, dass der Analytiker während der Woche, wenn man ihn sieht, „gut“ erscheint. Dann kommt das Wochenende und der Analytiker ist abwesend. Was passiert dann mit dem inneren Bild?

Wie früher

Mit dem inneren Bild des Analytikers passiert dann manchmal das, was mit dem Bild der „inneren Mutter“ passierte, als wir noch klein waren. War unsere Mutter überwiegend gut, so konnten wir auch ein gutes Bild innerlich aufrecht erhalten. War sie überwiegend unberechenbar und „böse“, so wurde sie auch innerlich zum „Drachen“, wenn sie weg war.

Wir können auch auf innere Objekte etwas projizieren, das uns selbst gehört

Äußere Menschen sind praktisch: Wenn wir uns wütend fühlen, dann können wir das Gefühl verdrängen und es auf den anderen projizieren. Wir denken dann, der andere sei wütend oder gar strafend. Wenn aber draußen niemand ist, dann können wir unsere Gefühle auch auf unsere inneren Personen projizieren: Wir fühlen uns gut, aber wir erwarten, dass uns die Mutter/der Therapeut/der Partner wütend empfangen wird, wenn wir sie/ihn am nächsten Tag wiedersehen werden.

Teile von uns
Natürlich sind die „inneren Objekte“ Teile unserer eigenen Psyche. Wir sind selbst die inneren Objekte. Einerseits. Andererseits fühlen sie sich manchmal wie reale andere Personen an, die „Macht“ über uns haben.
Alpträume vom „bösen Mann“ aus Kindertagen können zeigen, wie kompliziert es mit den inneren Objekten ist. Der „böse Mann“ im Alptraum ist ganz viel: Er ist unsere „Erfindung“, er ist aber auch ein Gefühlspaket aus all unseren Erfahrungen, er ist vielleicht eine Mischung aus mehreren Menschen, mit denen wir zu tun hatten, er ist vielleicht sogar eine Gestalt, die unsere eigenen Vernichtungswünsche oder sexuellen Wünsche widerspiegelt.

Bewusstwerden

Wichtig ist, dass wir uns unserer „inneren Objekte“ bewusst werden. Wir können alles genau beobachten. Auch hier ist es wichtig, Unerwünschtes nicht gleich verändern zu wollen. Die Frage „weg“ oder „da“ ist essenziell. Als Kind erleben wir als Erstes die Mutter als „weg“ oder „da“. Manchmal „verdirbt“ das innere Objekt in uns, wenn der reale äußere Mensch „weg“ ist. Manchmal bleibt er aber auch gut. Wann ist was der Fall? Wie und warum passiert es so? Können wir es beeinflussen oder nur beobachten? Spannende Fragen!

In der Psychoanalyse wurde der Begriff der „inneren Objekte“ vor allem von Melanie Klein (1882-1960) geprägt.
In den USA ist das „Innere Familiensystem“ (IFS) seit den 80er Jahren populär. Hier steht der Arzt Richard Schwartz für den Begriff „IFS“.

Innere Bilder über den Tod hinaus

Besonders intensiv lässt sich der Wandel der inneren Objekte erfahren, wenn wir lange Zeit im Ausland verbringen oder die geliebte oder verhasste Person verstorben ist. Manchmal fühlen wir zunächst „nichts“. Doch dann spüren wir die Beziehung wieder. Auch, wenn der andere gar nicht mehr da ist, können wir an der Beziehung zu unseren inneren Objekten weiter arbeiten.

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