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Die Dämonen in uns

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Die Indie-Rock-Band „Imagine Dragons“ singt von den „Demons“, den „Dämonen“ in uns. Immer wieder spüren wir sie: Kräfte, die über unserer Willenskraft stehen. Manchmal streiten wir mit dem Partner, werden böse und schauen uns dabei zu. „Ich kenne mich selbst nicht mehr“, möchte man sagen, oder: „Das ist ja mein Vater, der da aus mir spricht, das bin ich nicht selbst.“ Gerne tun wir oft so, als ob es diese Kräfte in uns nicht gäbe, als ob wir ständig die Kontrolle über uns hätten. Aber immer wieder spüren wir: Da sind „innere Objekte“, die manchmal tun und lassen, was sie wollen. (Text & Bild: © Dunja Voos)

Die böse Mutter in uns

Manchmal spüren wir in uns vielleicht einen Elternteil als etwas „Böses“, als eine Kraft, die uns immer wieder dazu veranlasst, etwas zu sagen oder zu tun oder zu fühlen, wovon wir denken, dass das gar nicht wir selbst sind. Es ist „Ich-fremd“ („Ich-dyston“), sagt der Psychologe. Manchmal tobt in uns der Mob. Manchmal sehen wir den anderen als „böse“ an, obwohl wir wissen, dass er es nicht ist. „Er/sie will Dir nur Gutes“, sagen Freunde. Doch man selbst erlebt den anderen als Angreifer, als Widersacher, als einer, der uns schadet. Durch das, was wir als Kind erlebt haben, geben wir anderen immer wieder den Anstrich der „primären Bezugspersonen“, wenn wir in Situationen kommen, die uns bewusst oder unbewusst an die Geschehen aus Kindertagen erinnern.

„Wer hat Angst vor’m schwarzen Mann?“

Als Kind träumten wir dann vom „schwarzen Mann“, vom „bösen Wolf“, dem „weißen Hai“ oder vom Feuer. Wir haben den „bösen Anderen“ verkörpert, wir haben aus ihm eine Figur gemacht, in der vieles verdichtet ist. Diese Figur erhält dann verschiedene Seiten, die uns selbst immer Angst machten: Böse Augen, große Zähne, ein hämisches Lachen. Wir alle haben als Kind Beängstigendes und Katastrophales erlebt. Doch wie konnten wir damit fertig werden? Manchmal konnten wir es gar nicht. Und diese Erlebnisse und Schmerzen wirken in uns weiter.

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Hell und dunkel

An guten Tagen fühlen wir uns als Herr im eigenen Hause. Aber an schlechten Tagen oder in kritischen Phasen unserer Beziehungen haben wir das Gefühl, da läuft uns etwas aus dem Ruder. Es sind oft unbewusste Gefühle und Erinnerungen, die uns wieder heimsuchen, die wir von früher kennen, aber die wir nicht in Worte fassen können. Bei dem Versuch, das Alte zu bewältigen, tauchen immer wieder die Situationen in uns auf, die wir kennen, an die wir uns bewusst oder unbewusst erinnern. Die äußeren Anlässe sind manchmal ganz nichtig und ganz anders, aber wir fühlen uns erinnert an das Alte und geben dem Äußeren den Anstrich von früher.

Chancen in der Psychoanalyse

In einer Psychoanalyse kann man diesen Kräften und Geschehnissen auf den Grund gehen. Manchmal spüren wir die „Dämonen in uns“ so stark, dass wir Angst haben, wir könnten die Kontrolle verlieren und sie könnten die Macht übernehmen. Wir haben Angst, verrückt zu werden.

Die Angst vor der Psychose ist eine Angst, die wohl die meisten Menschen kennen.

Doch weil wir einen gesunden Anteil in uns haben, können wir auch den „kranken“ Anteil in uns spüren und ihn sehen. Meistens reagieren wir mit dem Verstand. Wir wollen das, was wir da fühlen, spüren, erahnen, einfach wegdrängen. Aber dadurch sperren wir den Dämon wieder nur in einen Käfig. Der Dämon kann vielleicht nicht mit uns sprechen, weil er aus vorsprachlicher Zeit stammt, aber wir können mit ihm sprechen. Wir können versuchen, ihn zu fühlen, zu sehen, zu verstehen. Wichtig ist einfach, dass wir diese Mächte und Kräfte in uns anerkennen und nicht so tun, als würde es sie nicht geben.

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