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Scham hemmt die Bewegung

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distel_schamBeim Abschlussball kommt überraschend der attraktivste Mann und fordert zum Tanz auf: „Oh, es tut mir leid, mein Fuß tut grad so weh“, entschuldigt man sich. Schneller als man wollte, hat man dem Mann einen Korb gegeben. Da war dieses Gefühl, dass das Aufstehen und Tanzen ausgerechnet mit diesem attraktiven, heiß ersehnten Mann unmöglich wäre. Wer sich schämt, der verkrampft. Er wird nahezu bewegungsunfähig. Jetzt könnte man umgekehrt fragen: Können Bewegungsübungen helfen, die Scham zu überwinden? (Text & Bild: © Dunja Voos)

Bewegungsunfähig

„Schäm‘ Dich nicht, dass Du ’ne Distel bist: Es kommt auch mal ein Esel, der gerne Disteln frisst.“ Dieser furchtbare Spruch zeigt, wie unbeweglich man sich fühlen kann. Sich hässlich und pieksig fühlend wartet man erstarrt ab, bis jemand kommt und einen auffrisst. Wer sich schämt, kann sich nicht bewegen und wird zum Opfer der anderen.

Erstarren durch Schauen

Manchmal scheint man zu erstarren, weil man etwas sieht, was man besser nicht gesehen hätte. Man fühlt sich schuldig, schämt sich und bleibt „wie angewurzelt“ stehen. Schon in der Bibel gibt es dieses Bild: „Lots Frau aber schaute zurück; da erstarrte sie zu einer Salzsäule“ (Gen. 19, 26). Eine weitere Entwicklung ist nicht möglich.

Bei der Scham ist es, als würde ein Riegel vorgeschoben: Sprechen und Bewegen scheinen unmöglich zu sein.

Erstarren durch Angeblicktwerden

Man kann auch erstarren, weil man das Gefühl hat, 1000 Augen würden auf einen schauen. Auch hier erstarrt besonders der, der sich für seine Meinungen, Gedanken, seine Bewegungen oder seinen Körper schämt.

Lesetipps:

overcoming-trauma-through-yogaDavid Emerson, Elizabeth Hopper, Peter A. Levine:
Overcoming Trauma Through Yoga: Reclaiming Your Body
North Atlantic Books, 2012

„Yogis discovered that there are two primary roots of physical suffering. One is craving and its many effects: greed, grasping, clinging, addiction. The other is aversion: fear, terror, hatred, avoidance, anger, resentment. … Yogis … learned to reach in and turn off the switches that control fear, terror, aversion. To turn down the volume on hatred and resentment. And to systematically begin to reestablish feelings of well-being.“
„Yogis entdeckten, dass es zwei wesentliche Wurzeln für physisches Leiden gibt: Zum Einen ist da die überstarke Sehnsucht/das Craving: Gier, Habsucht, Anhänglichkeit, Abhängigkeit/Sucht. Zum Anderen ist Abneigung überstark vorhanden. Dazu gehören Furcht, Schrecken, Hass, Vermeidung, Ärger, Verbitterung/Neid. Yogis … lernten, genau die Schalter zu erreichen, die diese aversiven Seiten kontrollieren. Sie entdeckten, wie man die Stärke des Hasses und des Grolls mindern und wie man systematisch das Wohlergehen wiederherstellen kann.“

Deutsche Fassung:
David Emerson & Elizabeth Hopper
Trauma-Yoga. Heilung durch sorgsame Körperarbeit
Therapiebegleitende Übungen für Traumatherapeuten, Yogalehrer und alle, die ihren Körper heilen wollen
Probst-Verlag, 2. Auflage 2014

Elizabeth_Hopper_New_England_PsychologistElizabeth Hopper über „Trauma Sensitive Yoga“ (TSY) im New England Psychologist, 1. Januar 2016

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