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Wie ist das nun mit der Homophobie?

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stein_des_anstosses
„Gegen Homophobie“, las ich. Es könnte auch heißen: „Gegen Spinnenphobie“, dachte ich spontan. Auf Twitter entspann sich eine Diskussion. „Homo“ heißt „gleich“ und „Phobie“ heißt „panische Angst“. Homophob sind nach der wörtlichen Übersetzung Menschen, die Angst davor haben, mit dem Homosexuellen in Berührung zu kommen. Diese Angst äußert sich oft darin, dass sie homosexuelle Menschen aggressiv erniedrigen, beschimpfen und diskriminieren. Da gibt es den alten, verstockten Mann, der den Homosexuellen Schimpfwörter hinterherwirft. Aber da gibt es auch „ganz normale Menschen“, die als „homophob“ beschimpft werden, obwohl sie nur ihre Gefühle und Gedanken geäußert haben. (Text & Bild: Dunja Voos)

Ein komisches Gefühl

„Ich hätte ein komisches Gefühl, wenn mein Sohn schwul würde. Ich fände das irgendwie traurig“, sagt eine Mutter. „Ich könnte mir nicht vorstellen, mit einem gleichgeschlechtlichen Partner zusammenzuleben. Der Gedanke daran, Sex mit ihm zu haben, ruft in mir ein Ekelgefühl hervor“, sagt eine Frau. Aussagen von „ganz normalen“ Menschen, die weit davon entfernt sind, einem homosexuellen Menschen aus dem Weg zu gehen. Sie haben homosexuelle Freunde, Geschwister und Nachbarn und möchten sie nicht missen. Und doch – trotz aller Aufklärung – sind die eigenen Gefühle anders.

Ein sensibles Thema

Internetforen können bei diesem Thema eine explosive Plattform sein. Rasch passiert es, dass es zu Kämpfen kommt und Männer oder Frauen, die sagen, wie sie fühlen, als „homophob“ bezeichnet werden, obwohl sie sich selbst gar nicht so sehen. In der Psychoanalyse passieren täglich kleine Wunder, wenn man einmal eine „homophobe Aussage“ analysiert und versteht. Es ist so wichtig, den Denkraum nicht zu beschneiden. Es ist wichtig, nicht die Tür zuzuwerfen, indem man sagt: „Du bist ja homophob!“ Genau wie die Homophobie daher rühren kann, dass eigene homosexuelle Gefühle Angst machen, kann auch die Homosexualität damit verknüpft sein, Konflikte rund um die Heterosexualität abzuwehren.

Ähnliche Ängste

Die Ängste von Homosexuellen und „homophoben“ Heterosexuellen sind manchmal gar nicht so verschieden. Es ist immer auch eine Angst um die eigene Identität. Es geht um Liebe, um Enttäuschungen und um die Angst, ausgeschlossen zu werden. Der Unterschied ist: Homosexuelle haben sich so vieles hart erkämpfen müssen. Sie wurden lange schwer diskriminiert und erfahren heute immer noch Diskriminierung. Wer ein Umdenken hart kämpfen musste, der verteidigt seine Sache entschieden. Was bleibt, sind die vielen, vielen Phantasien, die sich um die Sexualität ranken. Es ist wunderbar, wenn man die Phantasien und Gefühle aus den verschiedensten Richtungen ohne Angst erkunden kann.

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Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 13.7.2015
Aktualisiert am 2.7.2016


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