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Clik here to view.„Bei den meisten chronisch schizophrenen Patienten, mit denen ich arbeitete, erlebte ich eine vorwiegend nicht-verbale Phase, die sich über einige (und in manchen Fällen über viele) Monate erstreckte. Es handelt sich hier zweifellos um die Phase, die der (Wiener Psychoanalytiker Kurt) Eissler (1908-1999) als die „Phase einer relativen klinischen Stummheit“ bezeichnete (Eissler, 1951).“ Das schreibt der Psychoanalytiker Harold Searles in seinem Buch „Der psychoanalytische Beitrag zur Schizophrenieforschung“ (S. 148). Während des Schweigens können Patient und Analytiker das Gefühl haben, sie seien wie eine Mutter-Säuglings-Einheit. (Text: © Dunja Voos; Bild: © Julia)
Der nonverbalen Phase ausreichend Zeit geben
Searles hält es für wichtig, der nonverbalen Phase ausreichend Zeit zu geben. So, wie sich die Psyche des Säuglings zuerst in einer nonverbalen Phase mit der Mutter entwickelt, so brauche auch der schwer Kranke diese Zeit des Kennenlernens und Vertrautwerdens. Der Übergang in die verbale Beziehung kann für beide ein schmerzlicher Schritt sein. Der Patient bekommt festere Ichgrenzen und er muss seine „ozeanische Ich-Welt-Beziehung aufgeben“ (Searles).
Ein langer Weg
Auch der Film „Take these broken wings“ beschreibt, wie der Psychoanalytiker Daniel Dorman (IPA) zu Beginn der Analyse der psychosekranken Catherine Penney eine sehr lange Phase des Schweigens durchlebte. Kollegen hätten damals gesagt, es sein ein fragwürdiges Experiment, denn Dorman behandelte seine schizophrene Patientin psychoanalytisch und ohne Medikamente. Sie frotzelten, dass er früher oder später selbst darüber schizophren werden würde. Er wurde es nicht. Acht Jahre lang dauerte die psychoanalytische Therapie von Catherine Penney. Der Psychoanalytiker beschreibt die Therapie in seinem Buch „Dantes Cure“ ausführlich.
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Lesetipp: Die Suche nach dem Subjekt im psychotischen Erleben (Küchenhoff)
Literatur:
Eissler, Kurt Robert (1951):
Remarks on the Psycho-Analysis of Schizophrenia
Bemerkungen zur Psychoanalyse der Schizophrenie
International Journal of Psycho-Analysis (1951) 32: 139-156
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