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Abhängigkeit auf Zeit
Die Psychoanalyse beabsichtigt eine „Abhängigkeit auf Zeit“ – so, wie Kinder lange von ihren Eltern abhängig sind, so führt die enge Bindung zum Analytiker für eine Weile zu einer emotionalen Abhängigkeit, wodurch die Patienten neue emotionale Erfahrungen machen können. Die zeitweilige Abhängigkeit führt dazu, dass die Patienten letzten Endes selbstständiger und beziehungsfähgier werden. Wenn Patienten jedoch nicht von der Krankenkasse unterstützt werden und nicht über das Geld verfügen, um die Behandlung aus eigener Tasche zu finanzieren, trifft der erste Satz dieses Beitrags zu: Nur die Wohlhabenden können mithilfe der Psychoanalyse auf ihrem Heilungsweg vorankommen.
Bei der Psychoanalyse fallen viele aus finanziellen Gründen immer noch durch’s Netz. Ich selbst interessiere mich als angehende Analytikerin speziell für Patienten aus sozial schwachen Schichten. Ich glaube fest daran, dass es hier ist wie in der Schule: Es muss nur einen Menschen geben, der an den „hoffnungslosen Fall“ glaubt. Ein einziger Lehrer kann einem Kind helfen, aus seiner schwachen Welt herauszufinden, um vielleicht als Erster aus der Familie zu studieren. Es gibt unzählige Patienten, die durch eine Psychoanalyse aus ihrem Elend gefunden haben.
Ich selbst bin in der Ausbildung zur Psychoanalytikerin. Diese Ausbildung ist wie Tandem-Fahren
- Da ist die eigene Lehranalyse, zu der ich als Ausbildungskandidatin 4-mal pro Woche gehe. In der Regel begleitet die Lehranalyse die gesamte Ausbildung.
- Dann gibt es einen oder mehrere „Ausbildungs-Fälle“, also Patienten, die ich bereits während der Ausbildung 4-mal pro Woche behandele.
- Für jeden Ausbildungsfall habe ich einen Supervisor, also einen erfahrenen Lehranalytiker, der die jeweilige Behandlung begleitet. Nach jeder vierten Behandlungsstunde bespreche ich die Behandlung mit dem Supervisor. Für jeden Ausbildungs-Patienten habe ich einen anderen Supervisor.
Der Psychoanalyse-Pate/die Psychoanalyse-Patin könnte Behandlungen ermöglichen
Nun stehe ich vor zwei Problemen: Als Fachärztin für Arbeitsmedizin falle ich in der Psychoanalyse-Ausbildung aus dem regulären ärztlichen Weiterbildungssystem und somit aus dem Krankenkassensystem heraus (auch private Kassen zahlen nicht). Ich kann also nur SelstzahlerInnen behandeln.
Auf der anderen Seite rufen Patienten und Patientinnen an, die sich psychoanalytisch behandeln lassen wollen, die aber keinen Platz bei einem von den Krankenkassen zugelassenen Psychoanalytiker finden oder bei denen die Krankenkasse generell die psychoanalytische Behandlung ablehnt. So finden ich als interessierte Analytikerin und der Patient als Leidender nicht zusammen. Und zwar einzig und allein aus finanziellen Gründen.
Wie hoch wären die Kosten?
Orientiert an der Kassenregelung könnte man sich zum Beispiel auf 300 Stunden festlegen (26.100 € verteilt über zwei bis drei Jahre). Mit dem Patienten würde ich über diese Regelung sprechen – ebenso selbstverständlich mit meinem Supervisor, der die Behandlung begleiten würde.
Eine Garantie für einen guten Psychoanalyse-Verlauf gibt es nie. Die Psychoanalyse sucht nach Wahrheiten. Welche Wahrheiten auf der Suche gefunden werden, kann niemand voraussehen. Doch meistens melden sich nur hochmotivierte Menschen mit starkem Leidensdruck für eine Psychoanalyse an. Der Pate/die Patin kann also davon ausgehen, dass er/sie mir als Analytikerin und dem Patienten/der Patientin ein ernsthaftes und sicheres Arbeiten ermöglicht.
Dann würde ich mich freuen, wenn Sie sich melden:
Dr. med. Dunja Voos, Am Zehnthof 9, 50259 Pulheim
Telefon: 02238/9699666, voos@medizin-im-text.de
Gerne können wir auch ein persönliches Gespräch vereinbaren.
Zukunftsgedanken
Die Suche nach einem Psychoanalyse-Paten/einer Psychoanalyse-Patin ist ein Experiment und ich bin sehr gespannt auf die Resonanz. Für die Zukunft denke ich an eine Stiftung, die es Patienten ermöglicht, eine Psychoanalyse zu machen, auch wenn das Geld dafür nicht vorhanden ist – sei es, weil der Analytiker ein „Laien-Analytiker“ ist (also weder Arzt noch Psychologe), sei es, weil der Analytiker nicht von den Kassen zugelassen ist, sei es, weil der Krankenkassen-Gutachter die Behandlung des Patienten ablehnt.
Ich denke außerdem an alleinerziehende Akademikerinnen, die gerne eine Psychoanalyse-Ausbildung machen würden, sich jedoch den finanziellen Kraftakt nicht zutrauen oder aus finanziellen Gründen die Ausbildung sogar für unerreichbar halten.
Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 13.12.2015
Aktualisiert am 17.12.2015