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Hass

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hassEs gibt verschiedene Arten von Hass. Die Mutter hasst den Vater, der ihr das Baby wegnimmt. Es ist ein Hass ohne Boden, ein Leere-Hass, ein Angst-Hass, ein Verzweiflungs-Hass, ein unerträgliches Gefühl der Ohnmacht und des Fallens. Das Kind hasst die Lehrerin, die es zu etwas zwingt, was es nicht will. Hass entsteht, wo einer von einem anderen abhängig ist und wo einer dem anderen Böses tut. Es gibt Hassgefühle, die entstehen durch einen gewaltsamen Kontakt, aber auch Hassgefühle, die entstehen, weil etwas gewaltsam entzogen wird. Man kann einen Menschen allein deshalb hassen, weil er nicht da ist, nicht zur Verfügung steht, die Liebe nicht erwidert oder einen nicht versteht. (Text & Bild: © Dunja Voos)

Hass macht stark

Hass überdeckt alle anderen Gefühle. Er kann sogar Angst wegwischen. Menschen mit einer Angststörung verlieren ihre furchtbaren Angstgefühle in dem Moment, in dem sie besonders wütend sind oder jemanden hassen. Hass ist Härte. Er ist real und ein gutes Gegenmittel gegen Gefühle der Unwirklichkeit.

Hassen und gehasst werden

Hassen ist ein starkes Gefühl. Sein Geschmack ist bitter, sein Geruch ist verbrannt, seine Farbe ist schwarz und rot (Interessante Farbdarstellung: www.metacolor.de/rot/hass.htm). Hass ist Stein, aber auch Blut. Er ist pure Verzweiflung und Verzweiflung heißt Hoffnungslosigkeit. Aktives Hassen fühlt man stark. Gehasst zu werden ist jedoch etwas anderes: Es führt vielleicht zu einem müden Lächeln, vielleicht aber auch zu Traurigkeit, Ratlosigkeit oder zu dem Gefühl, unverstanden zu sein. War es das Ziel, dass der andere einen hasst, kommen Triumphgefühle auf. Aber auch Angst vor Rache.

Hass hält gefangen

Hass zieht einen in den Bann und hält gefangen. Es ist oft nicht leicht, den Hass aufzugeben. Hass ist einseitig, denn man sieht nur noch ihn. Lässt man den Hass los, kommen andere Gefühle, die sich furchtbar anfühlen, wenn man niemanden hat, der einen hält: Hoffnungslosigkeit, Ohnmacht, Verzweiflung, Schmerz und Trauer. Es ist ein furchtbarer „Loslass-Schmerz“.

Wo spürt man Hass?

Hass spürt man im Kopf, im Mund, auf der Zunge. Er zieht sich die Speiseröhre entlang hinunter bis in den Magen. Hass sitzt auch im Herzen. Die Stirn ist wie eingezwungen in ein Band, die Muskeln am unteren Rücken, am Kreuz, verkrampfen sich. Man erstarrt und verbittert. Hass ist unflexibel. Man wird starr und die Beine laufen nicht mehr. Hass glüht in den Augen, die Tränen sind heiß. Hass ist ein Ganzkörpergefühl. Er brennt wie Feuer. Und will zerstören.

Liebe und Hass

Liebe und Hass sind in ihrer Intensität vergleichbar stark. Beides sind leidenschaftliche Gefühle, die einen ganz und gar umfangen. Manchmal bestehen Hass und Liebe nebeneinander, doch dann wollen wir meistens den Hass verdrängen. Hass ist böse, Liebe ist gut, so lautet die Gleichung.

Tipps gegen Hass

  • Durch Verdrängen ist Hass nicht wirklich weg, sondern er besteht unbewusst weiter. Besser ist es, den Hass zu fühlen, ihm zu erlauben, da zu sein.
    Wie fühlt er sich an? Darüber kann man nachdenken. Man kann auf den Hass achten und dadurch einen Schritt zurücktreten. Hass erscheint so, als würde er einen von außen gefangen nehmen. Aber Hass kann man auch kleiner werden lassen und in sich halten, also „containen“, wie andere Gefühle auch.
  • Hass ist ein Beziehungs-Gefühl. Wichtig ist es, Abstand zu nehmen und sich andere Menschen zu suchen, die einem gut tun und die den Hass verstehen.
  • Hass sitzt da, wo ursprünglich ein tiefer Schmerz saß. Wenn man die ursprüngliche Verletzung findet, und die Wunde versorgt kann der Hass nachlassen.
  • Hass ist immer auch mit Ohnmacht verbunden. Sich mit Ohnmachtsgefühlen auseinanderzusetzen ist nicht leicht, aber oft ein guter Weg, um vom Hass Abstand zu nehmen. Auch hier wieder kann man fragen: Wie fühlt sich Ohnmacht an? Es ist eher ein weiches Gefühl, bildet also ein Gegengewicht zum Hass. Gut ist es, wenn man jemanden findet, dem man seine Gefühle anvertrauen kann.
  • Hass ist mit Abhängigkeit verbunden. Also kann man versuchen, Auswege aus der Abhängigkeit zu finden. Das ist nicht leicht – manchmal befindet man sich in Situationen, aus denen man nicht fliehen kann. Jemanden, der einem den liebsten Menschen weggenommen hat, hasst man. Man kann es nicht schön reden. Und man kann nichts an der Situation ändern. Der andere hat die Macht, man selbst ist ohnmächtig. Und doch kann man versuchen, zumindest innere Auswege zu finden, z.B. in der Phantasie. Man kann gedanklich oder gefühlsmäßig Verbindung zu dem verlorenen Menschen aufnehmen. Man kann versuchen, die Geschichte des verhassten Menschen zu erfassen. Es hilft aber auch, Dinge zu tun, bei denen man sich nicht ohnmächtig fühlt und wo man etwas steuern kann, dazu gehört z.B. Sport oder Musik machen, Geschichten lesen oder selbst schreiben.
Freud-Zitat:
„Wir wissen, daß beginnende Verliebtheit häufig als Haß wahr­genommen wird, daß Liebe, der die Befriedigung versagt ist, sich leicht zum Teil in Haß umsetzt …“

Sigmund Freud Gesammelte Werke 1893-1939:
1893-1909 Bemerkungen über einen Fall von Zwangsneurose
C. Das Triebleben und die Ableitung von Zwang und Zweifel
www.textlog.de/freud-psychoanalyse-theorie-tiebleben-zwang.html
(Herausgeber: Herausgeber: Peter Kietzmann)

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