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Liebe macht Angst.

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Liebe macht Angst. So dermaßen Angst. Denn sie geschieht einfach. Die erste Liebe, die ein Kind empfindet, ist die Liebe zur Mutter. Was aber, wenn die unbarmherzige Abhängigkeit von der Mutter in die Hölle führt? Was, wenn die Mutter das Baby, ihr Kind, quält? Was, wenn das Kind irgendwann merkt, dass es in der Hölle gelandet ist, aber noch nicht weg kann? Das Gefühl, zu lieben, ist dann untrennbar verknüpft mit der Angst, wieder in der Hölle zu landen. (Text & Bild: © Dunja Voos)

Es geschieht

Warum verliebt man sich in einen bestimmten Menschen? Im Grunde lässt sich diese Frage nicht beantworten. Sind es Erinnerungen an Mutter und Vater? Sind es Spiegelungen des eigenen Selbst im anderen? Ist es die Fähigkeit des anderen, einen selbst zu sehen und zu lassen, wie man ist? Sind es Duftstoffe, hormonelle, immunologische Signale? Sind es Berührungen? Liebe geschieht einfach. Und auch das macht Angst.

„An den Falschen geraten“

Manche Menschen verlieben sich und stellen dann fest: Der Partner ist Alkoholiker. Die Liebe hat sie wieder in die Hölle geführt. Und man hat das Gefühl, man könne oder wolle nicht weg, denn die Liebe bindet ja. Manche Menschen haben Angst, sich zu verlieben, aus Angst davor, sich in den „Falschen“ zu verlieben – in einen Menschen, der ihnen nicht gut tut, der krank ist, der sich selbst vernachlässigt und sie mit in die Depression führt. Warum verlieben sich Menschen in alkoholkranke Menschen? Vielleicht, weil sie das Leid sehen. Vielleicht, weil sich die Liebe, die sie schon zum alkoholkranken Vater/zur alkoholkranken Mutter empfanden, wieder meldet. Vielleicht ist es der Wunsch, einem geliebten Menschen endlich helfen zu können.

Wo suchen?

Auf dem Weg zur Liebe kann man immer wieder nur versuchen, sich selbst kennenzulernen. Je besser man sich selbst versteht, je besser man die eigenen Gefühle und inneren Wahrheiten kennt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, die Liebe dort zu suchen, wo sich Altes nicht wiederholt. Es ist ähnlich wie mit der Frage: „Wer bin ich?“ Sie hängt eng zusammen mit der Frage: „Wo bin ich?“ Wir sind immer dieselben und doch fühlen wir uns an der Meeresküste gänzlich anders als im Gedränge der Rush-Hour.

Enge Bindungen reduzieren manchmal die Mentalisierungsfähigkeit

Manche Menschen funktionieren prima in Berufen, in denen sie mit anderen Menschen zu tun haben. Sie sind hervorragende Manager, Ärzte, Psychologen, Juristen etc. Hier gibt es immer noch einen „gesunden Abstand“ zum Nächsten. Doch in vertrauensvollen Beziehungen werden alte Bindungssysteme wieder reaktiviert. Wer aus einer Familie kommt, in der die Bindungen unsicher und ruhiges Nachdenken nicht möglich waren, der kommt den alten Gefühlen wieder sehr nah, wenn er sich in eine enge Beziehung begibt. Dann kann es passieren, dass die sogenannte Mentalisierungsfähigkeit (also die Fähigkeit, in Ruhe über sich und andere nachzudenken) zusammenbricht. Im Berufsleben wird selten mit Vasen geschmissen – in Liebesbeziehungen schon. Schnell wird man „blind vor Liebe“.

Entwicklung ist möglich

Es kann möglich werden, sich so zu entwickeln, dass auch enge Bindungen an Gefährlichkeit verlieren und dass man auch in engen Bindungen fähig zur Mentalisierung bleibt. Hier kann besonders die Psychoanalyse helfen.

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