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“Ich gebe meine Kinder nicht in rauchende Hände.”

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grasEine gute Freundin schickt ihre Kinder nicht in den Kindergarten. Die Akademikerin verzichtet auf ihre Berufstätigkeit und bleibt zu Hause (ja, sie kann es sich leisten – ein Schmerz für viele, die es sich nicht leisten können). Sie sagt: “Ich gebe meine Kinder nicht in rauchende Hände.” Was meint sie damit? (Text & Bild: © Dunja Voos)


Berufswahl

Viele Erzieherinnen ergreifen ihren Beruf unter anderem, weil sie selbst eine schwierige Kindheit erlebt haben und es nun besser machen möchten. Es ist ihr Wunsch, dass sich andere Kinder bei ihnen wohlfühlen. Aber oftmals gelingt es ihnen nur schwer, weil sie selbst ihre Erfahrugnen nicht verarbeiten konnten. Die Missverständnisse, die sie als Kinder erlebt haben, geben sie an die Kindergartenkinder weiter (“Freundchen!”). Es verhält sich oftmals also ähnlich wie mit den Psychologiestudenten, die Psychologie studieren, um sich selbst zu heilen und die dann merken: Es klappt nicht.

Wenig Geborgenheit

In so mancher Kita arbeiten hoch verunsicherte junge Frauen in einem schlechten Klima. Rauchend stehen sie vor der Tür und wirken manchmal so verlassen wie die Kinder selbst. Durch Personalmangel überfordert kommen sie schnell an ihre Grenzen. Oft ist es erschreckend, wie wenig tiefenpsychologische Bildung sie in ihrer Ausbildung erhalten. Erst kürzlich war eine Erzieherin in der Sendung “Hart aber fair” (18.5.2015) der Meinung, dass Trennungsschmerzen der Kinder unabhängig vom Alter wären.

Die Bindungsforschung sagt natürlich etwas anderes: Die Fähigkeit zur Trennung wächst erst mit dem Aufbau innerer Vorstellungen (Repräsentanzen) von der Mutter. Diese Vorstellungen werden erst im Laufe der Jahre sicher. Je lebensfähiger das Kind wird, desto weniger bedrohlich erscheint ihm die Trennung von der Mutter. Frühe Trennungen bewirken hohe Stresslevel im Kind, wie Cortisolmessungen im Speichel zeigen können.

Mehr Psychologie

Immer wieder kommt die Diskussion auf, ob Erzieherinnen akademisch gebildet sein sollten. Nicht unbedingt, finde ich. Aber es fehlt oftmals doch an Herzensbildung, sprich: an eigenen guten Erfahrungen mit engen Bezugspersonen. Es müssten viel mehr Möglichkeiten zur Selbsterfahrung angeboten werden und es müsste viel mehr Wissen aus der Bindungsforschung vermittelt werden. Hier sind die Kenntnisse oft erschreckend rudimentär. Mütter, denen es gut geht, die gebildet sind, die selbst sicher gebunden sind, entscheiden sich daher relativ häufig dafür, ihren Kindern die Trennung nicht zuzumuten und selbst für sie zu sorgen.


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