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„Was sagt man da?“ Vom Bitten und Danken.

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Ist ein „Danke“ unter Zähneknirschen ein wirkliches Danke? Wer sein Kind gut „erziehen“ will, der hört sich vielleicht dann und wann sagen: „Und was sagt man da?“ Verschüchtert versteckt sich das Kleine hinter Mamas Bein und flüstert: „Danke.“ Irgendwie beschämt kommt dieses Wort hervor. Und so wird sich das Kind auch fühlen. (Text: © Dunja Voos. Bild: © HP Reichartz, Pixelio)


Ein „Danke“ wider Willen

Manchmal sollen schon kleine Kinder „Danke“ zu etwas sagen, das sie gar nicht haben wollten. Oder sie sollen sich bei jemandem bedanken, den sie nicht mögen. Dann gesellt sich Wut zum „Danke“ des Kindes. Wir selbst kennen die Aufforderung, Danke zu sagen, vielleicht noch allzu gut von unseren eigenen Eltern. Dahinter steckt die Sorge, ein Kind könnte „gutes Benehmen“ ansonsten nicht lernen. Doch das ist nicht so.

Die Mama oder der Papa ist das „Hilfs-Ich“

Es liegt in der Natur des Kindes, seiner Dankbarkeit Ausdruck zu verleihen. Wir müssen nicht darauf warten – ein Danke kommt bereits vom Kleinkind, wenn es das „Danke“ fühlt. Man sieht es an seinen Augen: Das „Danke“ strahlt heraus. Ein Kind lernt „Danke“ und „Bitte“ zu sagen, ohne dass die Eltern ein einziges Mal fragen müssen: „Was sagt man da?“ Es reicht völlig aus, es den Kindern vorzuleben. Und wenn ein Kind ein Geschenk bekommt, für das es sich nicht bedankt, weil es vielleicht überrascht oder schüchtern ist, dann übernimmt die Mutter oder der Vater dieses „Danke“ für das Kind.

Ich als Mutter oder Vater kann dem Geschenkgeber ruhig zeigen, dass es mir nicht egal ist, ob mein Kind sich bedankt oder nicht, aber ich muss das Kind nicht zwanghaft dazu auffordern. Die Eltern sind das „Hilfs-Ich“ für das Kleinkind. Was es nicht selbst fertig bringt, übernehmen sie für das Kind. Wenn das Kind immer wieder das „Danke und Bitte“ in der Kommunikation erlebt, dann wird es ganz ohne Aufforderung diese Worte übernehmen.

Verkrampftes „Bitte, Danke und Entschuldigung“

Manche Eltern stellen fest, dass Kinder ein verkrampftes Verhältnis zum Danken und Bitten bekommen, sobald sie in den Kindergarten gehen. Hier werden die Kinder oftmals „aktiv erzogen“. Plötzlich sagt das eigene Kind – vielleicht auch in einer unangemessenen Situation – „das heißt ‚Danke‘!“ Es fordert das „Danke“ genauso vehement ein, wie es von ihm eingefordert wird. Das kann ein Anzeichen dafür sein, dass die Worte „Bitte“ und „Danke“ zu einem „Muss“ geworden sind.

Das Kind übernimmt die Werte der Eltern

Im Alter von drei bis fünf Jahren entwickelt sich das Gewissen besonders stark. Die Kinder wissen, was „man macht“ und halten gut Wache darüber, ob auch alle Gesetze eingehalten werden. Die Kinder wissen es besser und die Eltern schmunzeln.

Eltern freuen sich, wenn ein Kind ihre Werte und Moralvorstellungen annimmt. Das tut es auf ganz natürliche Weise. Eltern, die dem Kind das ehrliche Bitten und Danken vormachen und sich nicht scheuen, diese Aufgabe für das kleine Kind – wenn nötig – zu übernehmen, werden feststellen, dass das Wort „Danke“ einfach so kommen wird. Und zwar in einer Art, dass man sich darüber auch freuen kann. Denn dann wird das Kind dankbar dafür sein, dass es nicht „Danke“ sagen muss – und dankt genau dann, wenn es sich auch so fühlt. Von ganz alleine.

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Dieser Beitrag erschien erstmals am 1.9.2011
Aktualisiert am 3.9.2016


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