Ich las einmal ein englisches Gedicht: Eine Frau spürte Liebe in ihrem Bauch. Sie spürte, wie das Gefühl in ihrem Hals hoch kam und sich auf ihre Zunge legte. Sie sprach das Wort „Liebe“ aus. Und es fiel auf den Boden und zerbrach wie Glas in tausend Scherben. Warum haben wir so oft das Gefühl, dass unser Gefühl stirbt, wenn wir es aussprechen? Vielleicht, weil die Worte unserem Gefühl nicht immer gerecht werden können. (Text & Bild: © Dunja Voos)
Es darf unausgesprochen bleiben
Unsere Gefühle sind oft so unaussprechlich, dass wir spüren: Das Wort kann nicht annähernd ausdrücken, was wir wirklich fühlen. Vielleicht denken wir, der andere will von uns hören, was wir fühlen. Es ist ein bisschen so, wie wenn wir zu einem beschenkten Kind sagen: „Was sagt man da?“, um das „Danke“ einzufordern. Dadurch wird etwas zerstört: Das Gefühl geht kaputt. Das Unaussprechliche müssen wir nicht aussprechen. Der Vater sieht das „Danke“ im Auge des Kindes. Der andere versteht durch unseren Blick, dass wir ihm verziehen haben und dass wir ihn lieben. Unser Gefühl repariert sich von selbst. Und wird wieder zu dieser unaussprechlichen – Liebe.
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