Die „Dialektisch Behaviorale Therapie“ (DBT) ist eine spezielle Therapie für Patienten, die sich selbst schädigen oder an Selbstmord denken – dies sind oft Patienten mit einer Borderline-Störung. Die Psychologin Marsha Linehan, die selbst einmal an einer Borderline-Störung litt, entwickelte diese Therapie. (Text & Bild: © Dunja Voos)
Das Gegenteil von Psychoanalyse
Grundlage der Dialektisch Behavioralen Therapie ist die kognitive Verhaltenstherapie. Die DBT kann mit anderen Therapieformen kombiniert werden oder Teil anderer Therapiemethoden sein. Der Therapeut gibt dem Patienten unter anderem konkrete Anleitungen dazu, wie er emotionale Spannungen abbauen kann. Die DBT ist sozusagen das „Gegenteil“ einer psychoanalytischen Therapie, weil die DBT den Patienten immer wieder von außen lenkt, während die Psychoanalyse hauptsächlich versucht, den Patienten genau zu verstehen und ihn sich von innen heraus entwickeln zu lassen.
Beispiel einer therapeutischen Intervention in der DBT
Die Arbeitsgemeinschaft wissenschaftliche Psychotherapie Freiburg (AWP) Freiburg gibt auf ihrer Website ein Beispiel für eine typische therapeutische Intervention in der DBT. Hier sagt der Therapeut:
(Professor Martin Bohus, AWP Freiburg, Leiter des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit, ZI Mannheim)
Beziehungsentzug als „Strafe“ bei unerwünschtem Verhalten
Geht man wie oben beschrieben vor, wird meiner Ansicht nach dem Patienten und dem Therapeuten die Chance genommen, die Innenwelt des Patienten, das Verhalten und die Auslöser genau zu verstehen. Zwar wird in der DBT auch versucht, zu verstehen, doch durch das Konsequenz-betonte Vorgehen wird die kämpferische Beziehung zwischen Therapeut und Patient zum Mittelpunkt der Therapie, während die Innenwelt des Patienten in den Hintergrund rückt. Es wird auch übersehen, dass selbstschädigendes Verhalten durchaus auch ein Versuch der Selbstfürsorge sein kann.
Mir selbst als psychoanalytisch arbeitende Therapeutin behagt die DBT nicht. Manche Patienten sagen jedoch, sie fühlten sich in einer psychoanalytischen Therapie zu wenig gehalten. Es sei ihnen alles zu wenig konkret. Viele Patienten kommen mit einer DBT gut zurecht. Manche Patienten fühlen sich damit wohl, endlich etwas „Härte“ und Konsequenzen zu fühlen und deutlich zu spüren, dass sie dem anderen (dem Therapeuten) nicht egal sind. Sie haben in der DBT das Gefühl, sich selbst wieder besser spüren zu können, weil das Gegenüber (der Therapeut) so eindeutig ist.
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Links:
Dachverband Dialektisch Behaviorale Therapie e.V. (DDBT)
Sameena Groves, Hilmar S. Backer, Wies van den Bosch, Alec Miller:
Dialectical behaviour therapy with adolescents
DOI: 10.1111/j.1475-3588.2011.00611.x
Child and Adolescent Mental Health
Volume 17, Issue 2, pages 65–75, May 2012
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1475-3588.2011.00611.x/abstract
Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 22.7.2012
Aktualisiert am 14.8.2016