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Magisches Denken

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Wer einen Zusammenhang zwischen zwei Dingen sieht, die in Wirklichkeit nicht zusammenhängen, der denkt magisch. Wer „auf Holz klopft“, um ein Unglück abzuwenden, der verbindet gedanklich zwei unabhängige Dinge miteinander. Das magische Denken kann manchmal eine Lebenshilfe sein. Viele Menschen leiden jedoch darunter – zum Beispiel bei einer Zwangsstörung. Für kleine Kinder in der analen Phase (2.–3. Lebensjahr) ist das magische Denken ein normaler Bestandteil der Entwicklung. Am Ende der Entwicklung steht die Sicherheit, dass es zwischen den Gedanken und der äußeren Realität eine Grenze gibt. (Text: © Dunja Voos. Bild: © Juschi, Pixelio)

Die Gedanken sind frei

Kürzlich hörte ich von einer Heilpraktikerin, dass die Gedanken viel Macht hätten. Wer sich zum Beispiel ständig vor Krebs fürchte, der würde ihn auch bekommen. Oder wer „ganz verkrampft“ schwanger werden wollte, bei dem würde es nicht klappen. „Wünschen“ müsse gelernt sein und „Wünsche ans Universum“ hätten ihre Wirkung.
Manchen Menschen helfen solche Sichtweisen. Doch mit solchen Sätzen kann man Menschen auch ganz schön und ganz unnötig Angst machen. Denn die Gedanken sind frei.

Was wir befürchten, muss nicht eintreten

Wir dürfen ruhig etwas befürchten, um dann festzustellen, dass die Befürchtungen gar nicht eintreten. Man kann ruhig „verkrampft“ an eine Sache herangehen und dennoch – oder gerade deshalb – sein Ziel erreichen. Wir können uns auch fest etwas wünschen – das mag die Verwirklichung erleichtern, ist aber keine Garantie für die Erfüllung. Wir dürfen ruhig frei denken, ohne zu befürchten, dass wir mit unseren Gedanken „etwas anrichten“ oder etwas Schlimmes herbeiführen würden. Gedanken und Realität zu trennen, ist eine wichtige Aufgabe in der Psychotherapie von Zwangsstörungen. Die Patienten sind oft regelrecht erleichtert, wenn sie sehen, dass sie ruhig alles denken dürfen, ohne dass das in der Realität Folgen hat.

Unbewusste Phantasien beeinflussen das eigene Tun

Bewusste Gedanken haben oft sehr weniger Wirkung als zum Beispiel unbewusste Phantasien. Beispiel: Wer sich unbewusst schuldig fühlt, dass er studieren darf, obwohl die Eltern es nie durften, der „verbietet“ sich vielleicht die Weiterentwicklung im Studium. Er fällt dann durch die Prüfung, weil er unbewusst Schuldgefühle hat, wenn er weiterkommt. Wird so etwas erkannt, zum Beispiel in einer psychoanalytischen Therapie, dann ist diese Einsicht oft sehr erleichternd. Die unbewussten Vorstellungen sind bewusst geworden, die Schuldgefühle lassen dabei oft nach. So kann die nächste Prüfung dann bestanden werden.

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Dieser Beitrag erschien erstmals am 19.11.2011
Aktualisiert am 29.6.2016


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