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Der Zahn und die Sexualität

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Der Zahn als Symbol für die Geschlechtsorgane? Das klingt abwegig. Weniger abwegig erscheint der Vergleich der Scheide (Vagina) mit dem Mund, denn da gibt es immerhin den Begriff der „Schamlippen“. Auch der Begriff „Pobacken“ zeigt, dass wir in unserer Phantasie die Geschlechtsregion („das da unten“) gerne mit dem Gesicht („das da oben“) verbinden. Besonders im Traum verschieben wir oft unangenehme oder peinliche Gedanken „von unten nach oben“. (Text: © Dunja Voos, Bild: © Peter Freitag, Pixelio)

Der Zahn in Freuds „Traumdeutung“

In seinem Buch „Die Traumdeutung“ (Fischer Verlage, 11. Auflage 2003, „Zahnreizträume“ ab S. 385) stellt Sigmund Freud sehr gut dar, wie die Zähne gedanklich mit der Sexualität in Verbindung gebracht werden. Er erklärt, dass für den Ausdruck „masturbieren“ oft auch der Ausdruck „sich einen ausreißen/herunterreißen“ verwendet wird.

Herausgerissene Zähne

Träume von Zähnen, die ausgerissen werden, haben manchmal (aber natürlich nicht immer) eine sexuelle Bedeutung. Auch der Begriff „Vagina dentata“ = „Bezahnte Scheide“ spiegelt die gedankliche Verbindung von Geschlechtsorganen und Zähnen wider. Das Buchcover des Krimis „Vagina dentata“ von Cagliostro spielt ebenfalls mit diesen Phantasien.

„Zur symbolischen Darstellung der Kastration dient der Traumarbeit: die Kahlheit, das Haarschneiden, der Zahnausfall und das Köpfen.“ Sigmund Freud: Die Traumdeutung. Fischer-Verlage 2003, S. 358)

Freud erklärt, wie man früher sagte: „Wenn eine Schwangere Zahnschmerzen hat, bekommt sie einen Buben.“ Dabei wird der Zahn mit dem Penis in Verbindung gebracht. Interessant hierbei ist auch die Angst vieler Asiaten, ihr Penis könnte in ihrem Unterleib verschwinden. Diese psychische Störung wird als „Koro“ bezeichnet, was so viel heißt wie „Schildkrötenkopf“ (Quelle: Tobias Kurfer: Psychische Störungen: Jeder Kultur ihre Macke. Focus-Online, 25.2.2010).

So mancher chronischer, psychosomatischer Zahnschmerz kann nach einer lang andauernden Phase wieder vergehen. Möglicherweise könnte so manchem Patienten mit ungeklärten Zahnschmerzen oder orofazialem Schmerzsyndrom durch eine psychoanalytische Therapie geholfen werden. Natürlich können Zähne viele weitere symbolische Bedeutungen haben – sie stehen unter anderem für „Aggression“, für das „Verschlungenwerden“, das „Zupacken“, „Zubeißen“ und „Essen“. Für viele Patienten mit unerklärlichen Zahnbeschwerden hat ein bestimmter Zahn oder haben mehrere Zähne auch oft eine spezielle Bedeutung.

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Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 27.1.2013
Aktualisiert am 29.5.2016

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