Nicht wenige Menschen leiden unter der Angst, rot zu werden. Fachleute sprechen hier von „Erythrophobie“ (erythro- kommt aus dem Griechischen und bedeutet „rot“). Manche machen Kopfstände, um herauszufinden, woran es liegt, dass sie ständig erröten. So mancher Versuch, dem Erröten mit Feedbackmethoden oder Verhaltenstherapie beizukommen, bringt nur mäßigen Erfolg. Kein Wunder, denn die Erythrophobie hängt stark mit unbewussten Phantasien, Gefühlen und Gedanken zusammen. (Text & Bild: © Dunja Voos)
Sexuelle Gedanken und Wünsche
Häufig sind Menschen mit einer sozialen Phobie von der Eryhtrophobie betroffen. Wenn sie anderen begegnen, schleichen sich unbewusst rasch sexuelle Phantasien ein. Oft reicht schon der Wunsch nach Nähe aus, um den Betroffenen rot werden zu lassen, wenn er einem anderen, den er sympathisch findet, begegnet.
Keine sichere Grenze
Der Erythrophobiker denkt, man könne ihm seine Gedanken „an der Nasenspitze“ ansehen. Seine Gedanken sind ihm „auf die Stirn geschrieben“. Rot wird man, wenn man „versehentlich“ nackt ist, wenn die Hose auf ist, wenn der Pullover falsch herum angezogen ist, wenn man einen Sahnetropfen auf der Wange hat. Das sind Gründe für „normale Menschen“ rot zu werden. Doch der Erythrophobiker fühlt sich ständig ertappt. Er fühlt sich viel zu leicht wie „nackt“. Alles erscheint irgendwie anstößig und schambehaftet zu sein.
Erythrophobie, Emetophobie und Erotophobie hängen zusammen
Nicht selten entdecken Analytiker und Patient in einer Psychoanalyse, dass hinter dem Erröten sexuelle Gedanken stecken, die dem Patienten bisher nicht bewusst waren. Die Erythrophobie hängt daher oft zusammen mit der „Erotophobie“, also der Angst vor der Erotik. Auch eine Emetophobie kann dabei sein, also die Angst vor dem Erbrechen. Hier sind häufig Jugendliche betroffen. Die Pubertät weckt Phantasien und so ist es unbewusst manchmal das Bild vom „Penis im Mund“, der bei den Mädchen zu Würgereiz, Globusgefühl und Angst vor dem Erbrechen führt.
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