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Vojta-Therapie bei Babys – eine Umfrage (beendet)

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Das Schreien der Babys während der Vojta-Therapie ist für die meisten Mütter nur schwer zu ertragen. Viele Mütter führen die Vojta-Therapie dennoch aus den verschiedensten Gründen fort – sei es, weil sie die Behandlung als wirksam empfinden, sei es, weil sie dem Arzt/der Therapeutin vertrauen. Anfang 2011 habe ich eine kleine anonyme Umfrage durchgeführt. Die Umfrage ist beendet, die Ergebnisse sehen Sie im Folgenden. Gerne können Sie jedoch weiterhin auf dieser Seite Kommentare hinterlassen.(Text: © Dunja Voos, Bild: © Gabi Schönemann, Pixelio)

27.4.2011: Die Umfrage ist beendet. Hier sind die Ergebnisse:

Insgesamt sind 62 (bzw. 63) Antworten zusammengekommen.
– 49 von 62 Teilnehmern (79%) beurteilen das Schreien ihres Babys während der Behandlung als „stark“ (n = 25) oder „sehr stark“ (n = 24).
– 30 von 62 Teilnehmern (48%) geben an, sehr unter dem Schreien gelitten zu haben.
– 33 von 63 Teilnehmern (52%) hatten das Bedürfnis, während der Vojta-Therapie ihr Kind an sich zu nehmen und den Behandlungsraum zu verlassen.

Zitate

Positive Stimmen:

„Ich habe die Reflexpunkte an meinem Mann ausprobiert. Seine Einschätzung: unangenehm – aber nicht schmerzhaft. Für uns war Vojta sehr wichtig und sehr gut. Mein Sohn hat trotz extremer Frühgeburt keine grobmotorischen Schäden behalten. Auch für seine Wahrnehmung hat es positive Effekte gehabt. Er hat als Baby oft nicht geschrien sondern nur wild mit Armen und Beinen gefuchtelt und „geknurrt“ – in diesen Phasen habe ich mit ihm einfach seine Vojta-Übungen mit ihm geturnt und sofort danach hatte ich ein zufriedenes, aufmerksames Baby. Es half ihm sich zu „verorten und zu spüren. Ich bin überzeugt davon, dass er ohne Vojta heute nicht so entwickelt wäre, wie er ist. Ihre Umfrage finde ich sehr einseitig und „zielorientiert“ – ich hoffe sie ignorieren die positiven Stimmen zur Therapie nicht. Es ist niemanden geholfen, wenn eine Therapieform, die oft gut wirkt, einen schlechten Ruf hat und somit vielen Kindern und Eltern die Chance nimmt, sie für sich einzuordnen und auszuprobieren. Vojta-Therapeuten müssen Eltern motivieren können – und dafür ist ein Schlechtreden der Therapie kontraproduktiv, denn keine Mutter tut gerne etwas mit seinem Kind, was dieses zum Schreien bringt. Ihre Begründung der leichtfertigen Verordnung finde ich nicht überzeugend, denn am Ende turnt keine Mutter und kein Therapeut nach Vojta, wenn nicht alle Beteiligten es verkraften können. Therapien können auch abgebrochen oder umgewandelt werden. Vojta in der Öffentlichkeit als Qual für Mutter und Kind hinzustellen, hilft niemanden. Im Gegenteil – als Mutter eines beeinträchtigten Kindes muss man sich so schon genug rechtfertigen, warum nun auch noch für die Therapie-Form? Ich hoffe, Sie verstehen meine Kritik.“
Ohne die Vojta-Therapie könnte mein Kind heute nicht laufen. Ich würde sie immer wieder von einem guten Therapeuten machen lassen. Wut habe ich eigentlich nur darüber, dass hier der Eindruck erweckt wird das Vojta etwa ganz Schlechtes ist. Das die Mutter-Kind-Beziehung gestört ist oder sogar psychische Folgen für die Kinder hat. Mein Kind hat lange nach Vojta geturnt, wir haben aber trotzdem eine gute Beziehung zueinander und ich habe ein glückliches Kind. Bitte nicht so einseitig berichten. Frage 4 möchte ich mit einem Kästchen erweitern. Meinem Kind war die Haltung UNANGENEHM und es wollte da raus. Aber genau dadurch werden die betreffenden Muskeln angespannt.“
Meine Tochter hat sehr von der Behandlung profitiert. Sie hat sich sehr gut entwickelt. Geschrien hat sie schon stark, aber meiner Meinung nach vor Anstrengung. Hinterher hat sie gestrahlt, wie wenn sich jemand sportlich verausgabt hat. Direkt danach ging es ihr immer sehr gut. Nach dem ersten Mal hätte ich sie auch am liebsten genommen und mit der Behandlung aufgehört, aber als ich erlebt habe, wie gut es ihr im Anschluss ging und wie schnell wir Therapieerfolge hatten, bin ich sehr überzeugt von der Methode.“
TOP Behandlung für hirngeschädigte Kinder, effektiver als anderes, was wir gemacht haben, da keine selbständige Aktivität des Kindes nötig ist. Wichtig: richtige Schulung, korrekte Aussführung und Regelmäßigkeit (bei Babies mehrmals pro Tag).“
„Ich denke bei dieser Therapie kommt es wie bei allem auf das Verhältnis zum Therapeuten an – und zwar Kind und auch Eltern betreffend. Wenn neue, ungewohnte Übungen hinzukommen schreit das Kind vielleicht auch, weil es nicht weiß, was auf es zukommt. Wenn Eltern schon mit der Angst „Oh je, mein armes Kind“ dabei sind, dann überträgt sich das aufs Kind. Vojta ist für mich eine von vielen Therapien, die bei unserem Kind wirksam sind. Es wird variiert – je nachdem, was Erfolg bringt und nicht streng an einer Therapieform festgehalten. In einer Stunde können viele verschiedene Therapieformen durchaus positiv verknüpft werden. Vojta hilft uns und wir merken die Anstrengung, die sie unser Kind kostet, haben aber nicht das Gefühl, es zu überfordern. Die Therapie wird leider oft schlechtgeredet oder eben leider auch oft falsch vermittelt und nicht mit dem notwendigen Respekt den kleinen Patienten gegenüber angewendet.

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Negative Stimmen:

„Nicht auszuhalten. Therapie abgebrochen. Das war vor drei Jahren. Kind ist trotzdem normal entwickelt. Nie wieder!
„Ich habe die Therapie nach drei Sitzungen abgebrochen, da ich es als Zumutung empfand, dass ich den Kleinen nicht hochnehmen, oder ihm auch nur gut zureden durfte.“
„Ob diese Therapie Effekt hat, vermag ich nicht zu beurteilen. Ich habe die Behandlung meines Sohnes (damals 7 Wochen alt) nach fünf Terminen abgebrochen, weil mein Gefühl mir sagte, dass dies nicht der richtige Weg für uns ist und ich die Therapie als sehr grob empfand. Im Anschluss haben wir eine Cranio-Sacral-Behandlung begonnen und mein Sohn war bereits nach zwei Behandlungen wie ausgewechselt.“
„Mein Sohn war bei der Behandlung 5 Monate alt und hat direkt nach den Übungen „Fortschritte“ gezeigt, z.B. besseres Abstützen auf den Händen. Dennoch würde ich diese Therapie nicht noch einmal (mit)machen, da ich inzwischen glaube, dass sich mein Baby auch ohne diese Übungen „zeitgemäß“ entwickelt hätte.
„Wir haben Erfahrungen mit Vojta, haben aber bewusst zu Bobath gewechselt. Manchmal lässt er noch Vojta-Übungen einfließen, was auch völlig in Ordnung ist, solange das Kind nicht so extrem reagiert. Ich stelle nicht in Frage, dass Vojta hilft, aber neben der körperlichen Entwicklung finde ich die geistige mindestens genauso wichtig – wenn nicht noch wichtiger. Was ist das für ein Signal, das wir den Kindern setzen: „Ist es richtig, dass eine Person mich festhalten und mit mir machen darf was sie will? Ich werde nicht gehört, egal, wie ich auch schreie oder weine.“ Was geben wir einem Kind damit mit auf den Lebensweg? Gefährlich ist das!
„Hallo! Ich bin Mutter von drei Kindern, davon ein behindertes Kind. Meine Tochter war ein halbes Jahr alt, als sie die Vojta-Therapie verschrieben bekommen hat und ich bin heute noch geschockt! Meine Tochter hatte keine klare Diagnose und bekam Vojta verschrieben.

Im Nachhinein hätte es ihr Leben kosten können, denn sie hatte einen Hämoglobin-Wert von 4,7! Ich danke dem lieben Gott das sie nicht während der Therapie unter der Schreierei kollabiert ist! Die Therapeutin hat ihr bei der letzten Sitzung den Arm gezerrt (hat unser behandelnder Arzt im Sozialpädagogischen Zentrum festgestellt) und es hat sie nicht interessiert, da sie soooo überzeugt von ihrer Arbeit war! (Aber das ist hoffentlich ein Einzelfall.) Meiner Meinung nach kann diese Therapie nicht sooo effektv sein, dass sie die Verletzungen an der Kinderseele aufhebt. Wenn ich an diese Zeit denke fühle ich mich schuldig, ihr das angetan zu haben und dass ich nicht meinem Mutterinstinkt gefolgt bin. In unserem Fall wurde es viel zu unbedacht verschrieben, zumal noch nicht einmal klar war, was mit unserer Tochter war!

Hier eine Antwort, die widerspiegelt, wie es wohl vielen Müttern geht: Aus Angst vor Spätschäden ohne die Vojta-Therapie wird die Therapie (zunächst) fortgeführt. Die Eltern sollten unbedingt von den Kinderärzten erfahren, dass andere Therapien, z.B. die Bobath-Therapie, als genauso wirksam angesehen werden:
„Ich mache noch die Therapie, finde diese aber unmöglich. Meine Tochter ist 14 Wochen alt und schreit, als würde ich sie misshandeln. Sie muss die Therapie machen, weil sie ihre Lieblingsseite hat. Seit ich die Übungen mache, ist sie wie ausgewechselt und weint schon, wenn ich sie auf den Wickeltisch lege. Sie zittert am ganzen Körper. Ich möchte gerne die Therapie abbrechen, aber habe Angst, dass ich schuld bin, falls sie spätere Entwicklungsstörungen hat. Ich würde die Therapie KEINEM weiterempfehlen und finde, dass die Kinder gequält werden.“
„Leider bringe ich es nicht übers Herz, die Behandlung zu Hause fortzuführen. Da ich Zwillinge habe, hört das Schreien meist gar nicht mehr auf und es fällt mir sehr schwer, die Kleinen wieder zu beruhigen. Vor allem muss ich die Übung 3-mal am Tag machen (jede Seite 3-mal für jeweils 30 Sekunden, also sind das pro Behandlung 3 Minuten – bei zwei Babys sind es 6 Minuten). Noch hinzu kommt, dass sie sehr stark strampeln und vor lauter Schreien und Weinen klatschnass sind! Ich werde die Behandlung nicht weiterführen und schaue nun nach einer anderen Therapie Möglichkeit!“


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Dieser Beitrag erschien erstmals am 24.2.2011
Aktualisiert am 24.4.2016


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