Die dunkle Höhle ist gefährlich, feucht und glitschig. Es könnten Räuber darin lauern. Wir können nicht alles sehen. Da, wo’s leer ist, kann man was rein tun. Unsere Körperhöhlen beflügeln unsere Phantasie: Die Mundhöhle (Zahnarztphobie), der Schlund, die Magengrube (Emetophobie), das Darmrohr (Reizdarm), die Scheide, die Blase, die Bauchhöhle, die Nebenhöhlen, die Herzkammern, der Brustkorb – seit wir in der Leibeshöhle der Mutter lagen, regen uns Leerräume, Mangelsituationen, Löcher und Höhlen dazu an, etwas zu denken. Denken wir mal drüber nach. (Text & Bild: © Dunja Voos)
Körperempfindungen, Phantasien, Gedanken und Gefühle hängen zusammen
Wir spüren, wie sich die Darmwand dehnt, wir spüren Leere in Form von Atemantrieb, Hunger, Durst, sexueller Erregung oder sogar in Form von Hunger nach einem Baby (Kinderwunsch). Sind wir gestillt, ist die Höhle voll, dann werden wir schläfrig und ruhig. Die Gedanken dösen dahin. Was wir durch unsere Körperhöhlen wahrnehmen (z.B. Magenleere oder Darmwanddehnungen), beschäftigt uns oft unbewusst. Daraus entstehen Phantasien („Da ist ein leeres Loch.“), Gefühle („Ich fühle mich so leer.“) und Gedanken („Was kann ich tun, um mich wieder voller/vollständiger zu fühlen?“).
Hypochondrie und Körperempfindungen
Gerade Hypochonder können ein Lied von ihren Phantasien um ihren Körper singen. Aus körperlichen Zuständen können feste Überzeugungen entstehen, die gegen jegliche Beruhigung durch Worte resistent sind: Auch, wenn der Arzt noch so oft sagt, dass das EKG in Ordnung ist, so ist der Hypochonder/Herzneurotiker dennoch überzeugt, etwas am Herzen zu haben. Das Herz kann man eben in vielen Momenten spüren und was die Phantasie daraus macht, hängt mit ganz persönlichen Erfahrungen zusammen.
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