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Angst, laut loszuschreien?

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Die Angst, einfach laut losschreien zu müssen, ist nicht selten. Sie kommt bei vielen gesunden Menschen vor, aber auch bei Menschen mit psychischen Beschwerden wie zum Beispiel Burnout, einer Angst- oder Zwangsstörung. Wenn Sie darunter leiden, dann kennen Sie das vielleicht: Gerade in Situationen, in denen viele Menschen um Sie herum versammelt sind, befürchten Sie, laut losschreien zu müssen. Dieser Drang entsteht möglicherweise häufig in Situationen, in denen Sie schlecht wegkommen würden: in Aufzügen, Seilbahnen, im Flugzeug, während der Moderation einer Fernsehsendung, während einer Rede, im Theater oder im Hörsaal (man beachte die Symbolik). (Text: © Dunja Voos, Bild: © Harald KU, Pixelio)

Überforderung auf vielen Ebenen

Den Drang, laut loszuschreien, haben dann und wann viele Menschen, nur wird darüber selten gesprochen. Manchmal kommt er „einfach so“. Doch wer des öfteren große Angst davor hat, losschreien zu müssen, ist auf vielen Ebenen überfordert. Gerade die „Sanften“ unter uns, die „Harmoniesüchtigen“ und diejenigen, die auf keinen Fall aggressiv erscheinen wollen, können sehr darunter leiden. Die Angst, sich zu blamieren und für verrückt erklärt zu werden, ist dabei oft riesengroß. Die Ursache liegt manchmal darin, dass sich schon lange Veränderungswünsche, übermäßiger Anpassungsdruck, Überlastung, Wut und Aggressionen aufgestaut haben. Manchmal spüren die Betroffenen nicht rechtzeitig, wann sie ärgerlich werden, oder sie stecken in schwierigen Lebenssituationen fest, die sich gerade nur schwer verändern lassen. Manche fürchten sich vor Auseinandersetzungen so sehr, dass sie ihren Ärger vollkommen verdrängen.

Hilfe und Entlastung

Kommt die Angst, laut loszuschreien, sehr häufig vor, lähmt sie im Beruf oder ruft sie einen größeren Leidensdruck hervor, dann kann eine psychoanalytische Therapie sehr hilfreich sein. Viele verdrängte Gefühle und Wünsche finden langsam den Weg ins Bewusstsein. Fragen Sie sich, was der Vorteil sein könnte, wenn Sie wirklich losschreien würden. Was würden Sie sich wünschen? Wenn Sie einfach losschrieen, würden Sie endlich einmal von allen bemerkt werden. Sie würden auf Missstände hinweisen. Sie würden sich „Gehör verschaffen“ – aber um den Preis, als „verrückt“ zu gelten. Die Zusammenhänge sind spannend. Die Ursachen der „Schreiangst“ in einer Therapie zu erforschen, kann mühselig sein, manchmal schmerzen, aber manchmal auch Spaß machen und vor allen Dingen entlasten.

Verhaltenstipps

Vielleicht hilft es Ihnen, sich vorzustellen, in ein Kissen zu schreien. Wenn Sie in der Öffentlichkeit sind, ballen Sie Ihre Fäuste, um Ihre Anspannung dorthin zu leiten. Sie können sich auch Ihren Ärmel vor Nase und Mund halten. So können Sie in Ihren Ellbogen atmen. Das hilft auch bei Hyperventilation.
Auch kann es helfen, sich vorzustellen, dass der „Phantasieraum“ größer wird, also dass Sie bildlich gesprochen „mehr Wiese vor Ihrer Tür“ haben. Sie können sich ruhig vorstellen, zu schreien, aber Sie können sich in einem größeren inneren Raum sicherer sein, dass Sie es nicht wirklich tun.

Therapeutenadressen finden Sie zum Beispiel hier:
www.dgpt.de
www.dpv-psa.de
www.dpg-psa.de
www.psychotherapiesuche.de

Sie benötigen keine Überweisung von Ihrem Hausarzt, sondern können sich einfach von einem Psychotherapeuten beraten lassen.

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einundvierzig.blogger.de/stories/2085790/

Dieser Beitrag erschien erstmals am 17.9.2012
Aktualisiert am 30.3.2016


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