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Buchtipp: „Konzept Mentalisieren“

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„Mentalisierung“ ist – vereinfacht gesagt – das Nachdenken über sich und andere. Wer sich gut vorstellen kann, welche Gefühle man selbst oder der andere hat, welche Ideen, Phantasien, Wünsche und Absichten einen Menschen bewegen, der hat eine gute Fähigkeit zur Mentalisierung. Menschen mit psychischen „Störungen“ sind in ihrer Mentalisierungsfähigkeit oft geschwächt. (Rezension: © Dunja Voos, Bild: © Psychosozial-Verlag)

Mentalisierungskonzept im Einklang mit der Bindungs- und Objektbeziehungstheorie

Das Konzept der Mentalisierung ist in dieser Form noch relativ jung und wurde vor allem durch den britischen Psychoanalytiker Peter Fonagy (IPA) bekannt. Mentalisieren kann man nicht einfach so – das Kind erlernt es. Ein wichtiger Baustein dabei ist bereits die gelungene Kommunikation zwischen Mutter und Säugling.

Psychoanalyse stärkt die Mentalisierungsfähigkeit

Die Fähigkeit zur Mentalisierung kann in einer Psychotherapie oder Psychoanalyse stark verbessert werden. Bisherige Erkenntnisse und Forschungsarbeiten zu diesem Thema hat die Psychoanalytikerin Professor Svenja Taubner (DPG) in ihrem Buch „Konzept Mentalisieren“ zusammengetragen. Die Autorin lehrt und forscht am Institut für Psychologie, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt.

Das Buch ist besonders interessant für Psychotherpeuten, Psychoanalytiker, Pädagogen und Wissenschaftler. Es ist relativ leicht, locker und verständlich geschrieben. Doch es finden sich auch komplizierte Sätze, sodass der Leser etwa mit diesem Sprachstil zurecht kommen muss:

„Im Zeitraum ab dem fünften Lebensjahr erreicht die Selbstentwicklung im Kontext normaler Entwicklung die Ebene des repräsentationalen oder mentalisierenden Akteurs durch eine Integration des Modus des Als-ob und des Modus der psychischen Äquivalenz“ (S. 49).

„Mentalisierte Affektivität als höchste Stufe der Affektregulation bedeutet eine spezifische Form von Mentalisierung, bei der während der Aufrechterhaltung einer Emotion über diese reflektiert wird (Online-Affekt-Mentalisierung). Im Kontrast zur klassischen Affektregulation, bei der kognitive Aspekte ‚über die Emotion gelegt‘ werden im Sinne einer Bewertung und teilweise einer intellektuellen Distanzierung, geht es bei der mentalisierten Affektivität um das Bedeutungserleben des Affektes im Licht der repräsentationalen Welt eines Individuums, das heißt, aktuelle Emotionen werden durch die Linse der vergangenen Erfahrungen (real und fantasiert betrachtet (Jurist, 2010)“ (S. 59).

Besonders interessant sind aus meiner Sicht die Forschungsergebnisse zu den Themen „Panikstörung und Mentalisierung“ sowie „Mentalisierung und Depression“. Das Buch passt in jede Handtasche und kann in „Häppchen zwischendurch“ gelesen werden. Es ist zudem ein gute Sammlung aktueller Forschungsergebnisse und daher ein gutes Nachschlagewerk. Sehr empfehlenswert.

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Buch:

Svenja Taubner
Konzept Mentalisieren
Eine Einführung in Forschung und Praxis
Psychosozial-Verlag, Juli 2015

Diser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 13.2.2016


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