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Wünsche an den Vater und eigenes Körperempfinden hängen zusammen

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723466_web_R_K_B_by_Rainer Sturm_pixelio.deDas kleine Kind und der alkoholkranke Vater. Das Mädchen ist ein echtes Mädchen. Es hat Wünsche und Phantasien und es entwickelt sich. Doch der Vater, er ist zu oft betrunken. Seine Bemerkungen, seine Berührungen sind ekelig, schleimig. Das Kind, es verbindet das alles: Seine Phantasien, seine Wünsche an den Vater, die ekeligen Berührungen und Worte des Vaters, die Lust und die Unlust und es weiß gar nichts mehr. Als das Mädchen erwachsen ist, fragt es sich: Bin ich pervers? Bin ich normal? Was bin ich? Wer bin ich? (Text: © Dunja Voos, Bild: © Rainer Sturm, www.pixelio.de)

Wünsche heften sich an – eine Gefahr

Nicht wenige Frauen, die als Erwachsene Probleme mit sich selbst, ihrem Körper und der Partnerschaft haben, kennen unangenehme Begegnungen mit dem Vater aus der Kindheit. Wieso sind sie so folgenreich? Die Psyche kann man sich bildlich ein bisschen wie “Material” vorstellen: Ein Stück der eigenen Psyche heftet sich als Wunsch an den Vater. Reagiert der Vater unangemessen, kommt dieses Stückchen Psyche sozusagen mit dem Gefühl “Ekel” zurück.

Die eigene sexuelle Erregung sowie Wünsche und Phantasien können dann sehr leicht zu Schuldgefühlen, Scham und Ekel sowie zur Verwirrung führen. Viele verdrängen ihre sexuellen Wünsche und Erregungen oder sie glauben, sie können mit niemandem darüber sprechen. Häufig treten an diese Stelle hysterische Symptome wie Übelkeit, Atemnot und Schwindel. Sie überdecken die Erregung, die aber doch noch irgendwo da ist. Nicht umsonst haben so viele Szenen in Arzt-Filmen und Klinik-Serien auch eine sexuell erregende Note.

Wünsche heften sich an – eine Chance

Doch was dem Kind oder jungen Mädchen im Zusammensein mit dem ungesunden Vater schadete, kann im Erwachsenenalter in verschiedenem Ausmaß noch heilen. Einige Frauen haben das Glück, einen gesunden Partner zu finden und hier heilsame Erfahrungen zu machen. Doch viele Frauen, die mit einem alkoholkranken Vater großgeworden sind, sind entweder allein oder in einer unglücklichen Partnerschaft. Die Psychoanalyse bei einem gesunden Analytiker kann hier helfen: Im Laufe der Zeit können erneut Wünsche geweckt werden, doch diesmal heften sie sich an einen gesunden Mann. Und das ist eine Chance.

Intaktes bleibt intakt

Es wird auf einmal möglich, dass sich das Empfinden ändert. Phantasien, die vorher als ekelhaft, zweifelhaft, verboten und unteilbar erschienen, bleiben nicht mehr allein. Es kommt die neue Erfahrung hinzu. Die Erfahrung, dass Wünsche an den gesunden Mann als etwas Gutes zurückkommen: als etwas Lustbringendens, Natürliches, Fruchtbares, Teilbares, aber auch Sicheres. Der eigene Körper darf privat bleiben, unangetastet und intakt. Es kommen keine herabsetzenden Bemerkungen. Stattdessen Anerkennung der gesunden Wünsche. Der Wunsch an den gesunden Mann kommt zurück als gesundes Körperempfinden und als Heilung.

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Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 4.4.2015
Aktualisiert am 3.12.2015


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