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Psychische Äquivalenz

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Gedanken können sich auf unser Erleben genauso auswirken wie Realitäten in der Außenwelt. Der Gedanke an eine Krankheit verursacht ein ähnliches Unbehagen wie eine wirkliche Krankheitsdiagnose. Meist können wir unsere Gedanken von der äußeren Realität gut unterscheiden. Doch manchmal wirken unsere Gedanken überstark real. Wenn wir die innere mit der äußeren Realität gleichsetzen, leben wir im „Modus der psychischen Äquivalenz“. (Text: © Dunja Voos, Bild: © Franz Haindl, Pixelio)

Keine Vorstellung über andere Möglichkeiten

Die innere Realität wird als „psychische Realität“ bezeichnet. Wenn man davon ausgeht, dass die innere Realität der äußeren Realität gleicht, dann befindet man sich im Modus der psychischen Äquivalenz. Kleinkinder leben noch sehr oft im Modus der psychischen Äquivalenz. Sie glauben oft fest, dass das, was sie selbst denken und empfinden, auch andere Menschen so denken und empfinden. Sie können sich oft nicht vorstellen, dass sie einen Gedanken oder ein Empfinden haben, während andere gleichzeitig ganz anders denken und empfinden. Sie haben kaum eine Vorstellung davon, dass es viele Möglichkeiten gibt. Es ist ihnen noch nicht möglich, sich so in andere hineinzuversetzen, wie gesunde ältere Kinder oder Erwachsene das tun können.

In Spielen wird der psychische Entwicklungsstand deutlich

So kommen unter anderem die Altersangaben auf Gesellschaftsspielen zustande: Es gibt Spiele, bei denen man sich vorstellen können muss, was der andere denkt oder was auf seinen Spielkarten abgebildet sein könnte (z.B. bei dem Spiel „Wer bin ich?“). Solche Spiele werden erst ab einem gewissen Alter möglich zu spielen. Auch mit Üben kann man den Fortschritt kaum beschleunigen. Da entwickelt sich die Psyche in Stufen, ebenso wie der Körper: Kleine Kinder können erst sitzen, dann krabbeln, dann laufen. So geht es mit dem Denken auch.

Von der psychischen Äquivalenz zum „Als-ob-Modus“

Wenn sich Kinder vor dem Drachen unter dem Bett fürchten, dann liegt in ihrer Vorstellung wirklich ein Drache darunter. Die äußere Welt scheint im Modus der psychischen Äquivalenz eins zu sein mit der inneren Welt. Deshalb ist es bei kleinen Kindern auch so wichtig, Spiele deutlich als Spiel zu kennzeichnen. Wenn ein Kind Cowboy spielt und Vater oder Mutter im Spiel „erschießt“, ist es wichtig, über-dramatisch im Spiel zu „sterben“. So entwickeln Kinder ein Gefühl für den „Als-ob-Modus“. Sie lernen so, die innere Realität, die eigene Vorstellungswelt von der äußeren Realität zu unterscheiden.

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Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 25.2.2008
Aktualisiert am 12.11.2015


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