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Wenn die Umstände außen doch anders wären …

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umstaendeAuf dem Zeitschriften-Cover sitzt diese Frau. Schlank, entspannt, auf einer hellen Decke. „So finden Sie zu mehr Ruhe“, steht da. „Haha“, könnte da noch stehen. Wieviele Menschen mögen sich durch solche Artikel veräppelt fühlen? Noch verzweifelter werden, weil sie das Gefühl haben, sie machten etwas falsch? Da geht man mit Verdacht auf Krebs zum Arzt und wartet auf das Ergebnis. Da schaut man auf’s Konto und weiß nicht, woher das Geld für die nächste Miete kommen soll.

Es liegt ein Brief vom Amtsgericht im Briefkasten, weil ein Sorgerechtsstreit vor der Tür steht. Der Partner hat das Weite gesucht, das Kind ist krank, die Mutter dement. Man verliert vielleicht gerade das Liebste, das man hat. Und man sitzt wartend und allein. Ungerechtigkeiten erfahrend. Erniedrigungen hörend. Da gibt es unaushaltbare Zustände von Einsamkeit und Druck, von quälendem Warten, Ungewissheit und mangelnder Wertschätzung.

UN AUS HALT BAR

Auch, wenn vielleicht nicht alles auf einmal da ist: Es reicht schon, wenn Teile dieser Aufzählung das Leben beeinträchtigen. Wie kann man zu innerer Ruhe finden, wenn außen alles zusammenbricht? Oder zusammenzubrechen scheint? Wenn die Ungerechtigkeit nur so schreit und man selbst nur Opfer ist? Vielleicht ist das äußere Bild ein Abbild der inneren Welt. Manche Menschen fühlen sich innerlich im Chaos, auch wenn außen alles ruhig, friedlich und sortiert ist. Andere Menschen generieren ein äußeres Chaos, um der Welt zu zeigen, wie es ihnen innerlich geht. Wieder andere versuchen, durch äußeres Chaos andere innere Gefahren zu übertönen.

Egal wie: Wie kann es gelingen, sich ins Bett zu legen oder auf die Decke zu setzen und trotz aller Ungewissheit und Bedrohungen Ruhe zu finden? Vielleicht, indem man sich mit etwas verbindet? Doch das Herz ist zu aufgewühlt, als dass man sich mit seinem Inneren verbinden könnte. Die Natur ist nur nach 20-minütiger Autofahrt zu erreichen. Das Kind muss vom Kindergarten abgeholt werden. Freunde sind arbeiten. Alle Welt hat Familie, man selbst steht alleine da.

Wohin? Wen anrufen?

Neue Wellen der Unruhe kommen auf. Und wieder wartet man scheinbar vergebens, dass es ruhiger wird. Langeweilegefühle trotz Chaos innen und außen. „Was stimmt nicht mir?“, fragt man sich. Oder: „Was stimmt nicht mit den Zeitungscovern oder den ruhigen, gesunden Menschen darauf?“

Wir können heute so wenig kontrollieren. Alles muss schnell gehen. Die E-Mail muss beantwortet werden. Ruft der Freund nicht an, verliert man ihn, so der Gedanke. Noch bevor sich etwas entfalten kann, wird es heute platt gemacht: „Vorsorgen ist besser als heilen“, „Lieber zu früh als zu spät“, sagt der Arzt. Und wenn man einfach schauen möchte, wie sich die Dinge entwickeln? Wenn man die Hände in den Schoß legt? Dann bricht erst recht alles zusammen. Der Computer wird nicht wie durch ein Wunder wieder von selbst laufen, wenn man einfach abwartet.

Krank

Das Herz fühlt sich geschwächt an; manche Menschen brechen unter großer Last mit einem Herzinfarkt zusammen, landen in der Notaufnahme. Einsamkeit sei so gefährlich wie Rauchen, heißt es. Doch sie lässt sich so schnell nicht beenden. Das Wissen um die Gefährlichkeit erhöht wiederum den Druck.

Gefühle

Doch wie steht es mit dem Wissen um die Gefühle? Wie fühlt sich stressiges Leben an? Wo spüren wir es? In der Speiseröhre, da steigt die Säure auf. Im Nacken, der wird hart wie Stein. In der Brust – sie schmerzt, ohne dass der Arzt etwas finden kann. In den Schultern, auf denen alles so schwer lastet. Im ganzen Körper spüren wir die Erschöpfung, den Energiemangel.

„Und wenn es noch so hart ist: Wir können aus allem eine Meditation machen. Wir können dennoch die Hände einmal in den Schoß legen und auf bessere Zeiten warten“, steht da vielleicht in der Zeitschrift. „Auch wenn der Vermieter einen rausschmeißt?“ Schwierig. Oft geschehen die Dinge jedoch langsamer als befürchtet.

Was in engen Situationen oft fehlt, ist das Vertrauen. Durch ihr Fehlen entsteht die Qual. In beengenden Situationen wächst das Misstrauen. Und dadurch kann ein Teufelskreis entstehen. „Ja, ich nehme diesen Kredit auf und vertraue darauf, dass es gut wird. Ich gehe zu diesem Arzt, zu diesem Techniker, zu dieser Werkstatt und vertraue. Ich vertraue meinem Gefühl. Ich vertraue darauf, dass der Richter in mein Herz schauen kann.“ Vertrauen kann vieles anders werden lassen. Vertrauen heißt Abgeben. Warten auf bessere Zeiten.

Was hilft Ihnen in engen Situationen?


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