Auf einmal ist man nackt – obwohl man umgeben ist von vielen Menschen. Doch, Gott sei Dank, man träumt es nur. Sigmund Freud hat in seinem Buch „Die Traumdeutung“ viel über „Typische Träume“ geschrieben. Dazu gehört eben dieser „Verlegenheitstraum“ der Nacktheit. Der Träumer schämt sich, doch die umstehenden Menschen sind seltsam unbeteiligt. Nach Freud kann es sich hierbei unter anderem um die Wunscherfüllung, nackt zu sein, handeln. Der Traum erinnert an Kindertage, in denen man noch nackt herumlaufen konnte, ohne sich schämen zu müssen. Es war wie im Paradies (bevor Adam und Eva bemerkten, dass sie nackt waren und sich schämten). (Text & Bild: © Dunja Voos)
Man selbst ist nackt, die anderen schämen sich
Interessant dabei ist, dass es sich bei den Außenstehenden, die sich schämen, oft um „Viele fremde Leute“ handelt (S. 252, Traumdeutung, Psychologie Fischer 2003). Manchmal sind die anderen auch nicht zu sehen und es wird im Traum nur gefühlt, dass sie da sind. Die Frage im Traum lautet: Wer ist Exhibitionist, wer ist Beobachter? Der Träumer möchte vielleicht selber gerne etwas schauen, andere nackt sehen und fühlt sich dann beobachtet.
Vom Fliegen und Fallen
Viele träumen gerade als Kinder vom Fliegen und Fallen. Hier erinnert sich der Träumer häufig an Bewegungsspiele, die der Vater, Onkel oder Großvater mit ihm spielten. Schreck und Schwindel sowie Lust sind dabei, wenn das Kind von einem Erwachsenen durch die Luft geschleudert, fallen gelassen und aufgefangen wird. „Nicht selten sind bei diesen an sich harmlosen Bewegungsspielen auch sexuelle Empfindungen wachgerufen worden“, schreibt Freud (S. 279). Schaukeln, Wippen, Klettern sind Aktivitäten der Kindertage, bei denen Haut- und Bewegungssensationen eine große Rolle spielen.
Nahe Angehörige sterben
„Träume vom Tod teurer Personen“ kennen wahrscheinlich auch die meisten Menschen. Eine Ursache dieser Träume können nach Freud Kindheitserinnerungen sein oder auch Wunscherfüllungen, die aus der Kindheit stammen. Als Kind wäre man seiner Schwester am liebsten an die Gurgel gegangen – auch, wenn man sich heute mit ihr gut versteht. Oder man hätte am liebsten den Vater tot gesehen, um in Frieden mit der Mutter zu leben. „In der Beziehung zwischen Eltern und Kindern liegen mehr als nur ein Anlaß zur Feindseligkeit verborgen“, schreibt Freud (S. 263).
Der Prüfungstraum
Manchmal träumt man, dass alle Prüfungen ungültig wären und man das Abitur oder die Grundschulzeit nochmals nachholen müsste. Man wendet im Schlaf vergeblich ein, dass man ja schon „seit Jahren praktiziere, Privatdozent sei oder Kanzleileiter“ (Traumdeutung S. 281). Diese Träume haben nach Freud möglicherweise mit den Themen Kindheit, Alter und Reife (= lateinisch: Matura = österreichischer Begriff für Abitur) zu tun. Nicht zuletzt sei damit häufig auch die sexuelle Reife gemeint (S. 283).
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