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Objektmutter und Umweltmutter oder: die Angst der Mutter vor dem Baby

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babymonsterKleine Babys wirken manchmal wie Monster: Sie attackieren die Brust ohne Rücksicht auf die Mutter als Person. Wenn sie hungrig sind, kennen sie kein Erbarmen. Bei der Mutter kann diese Situation bewusst oder unbewusst Angst hervorrufen. Am Anfang ist die Mutter für das Baby eine „Objektmutter“. Sie stellt das „Teilobjekt Brust“ zur Verfügung. Was die Mutter sonst noch alles macht, nämlich Pflegen, für ein gemütliches Zuhause und für Ruhe sorgen, das alles kann das Baby noch nicht bewusst erfassen. (Text & Bild: © Dunja Voos)

Der Raum weitet sich

Erst später in der Kindesentwicklung merkt das Kind: „Ich habe nicht nur eine Objektmutter (also eine ‚Brustbesitzerin‘), sondern auch eine Umweltmutter.“ Diese Begriffe wurden von dem Kinderarzt und Psychoanalytiker Donald Winnicott geprägt. Irgendwann führt das Kind „Objektmutter“ und „Umweltmutter“ innerlich zusammen. Es sieht dann die ganze Mutter als Person und bemerkt auch, dass diese Mutter die optimale Umwelt schafft. Sobald das Kind das begreift, entwickelt es auch die „Fähigkeit zur Besorgnis“ (Capacity for concern), wie Winnicott es nannte.

Die Lebensgier

Gerade die anfängliche „Gier“ des Babys kann beängstigend sein. Vätern fällt es unter Umständen auf, dass die Mutter Angst hat vor dem Baby. Manche Väter können es liebevoll und verstehend handhaben, andere werfen es der Mutter vor: „Du hast ja Angst vor Deinem Kind!“ Doch die Angst der Mutter vor dem Baby ist nichts Ungewöhnliches. Es ist etwas Natürliches – so, wie viele Mütter gleich nach der Entbindung auch Angst vor ihrem Neugeborenen haben. Ob sie da ein Monster geboren haben?

Zeit nehmen und geben

Die Beziehungs-Entwicklung zwischen Mutter und Kind braucht Zeit. Ängste gehören dazu. Sie sind am Anfang oft besonders groß. Auch bei der postpartalen Depression spielen sie eine Rolle. Manchmal vergehen die Ängste, manchmal verändern sie ihre Form. Dann hat man es auf einmal mit „pubertierenden Monstern“ zu tun. Die Mütter wiederum können den Kindern Angst machen – weil sie so einen enormen Einfluss haben und weil die Kinder lange Zeit komplett abhängig von ihnen sind. Wichtig ist es, diese Ängste wahrzunehmen, sie sich bewusst zu machen und sie nach Möglichkeit mit anderen zu besprechen.

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Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 27.10.2015
Aktualisiert am 26.8.2016


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