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Clik here to view.Wenn kleine Kinder das Wort „Kreislaufprobleme“ hören, denken sie, da hätte jemand Probleme damit, im Kreis zu laufen. Kleine Kinder können nur konkret denken, sie haben ein „konkretistisches“ Denken. Redensarten und Wortbilder (Metaphern) zu verstehen, gelingt ihnen erst im Laufe ihrer Entwicklung. So ist es mit psychotischen Patienten sehr oft auch: Sie nehmen alles wörtlich und meinen das, was sie sagen, ebenfalls wörtlich. (Text: © Dunja Voos, Bild: © Rita Köhler, Pixelio)
„Es ist, als müsse der Patient – und analog zu ihm das gesunde kleine Kind – zunächst auf den primitiveren Beziehungsebenen Kontakt mit dem Therapeuten (beziehungsweise mit dem Elternteil) unterhalten und sich dieser Kontaktmöglichkeit sicher sein, bevor er jenes umfassendere Gefühl der Abgetrenntheit ertragen kann, dem er sich, will er zu immer abstrakteren Modi des Denkens und der interpersonalen Kommunikation gelangen, stellen muss.“ (Der psychoanalytische Beitrag zur Schizophrenieforschung, Psychosozial-Verlag, 2008, S. 198)
Manchmal kehren Patienten von der Fähigkeit, abstrakt zu denken, zur konkretistischen Denkweise zurück. In ihrem psychischen Leid regredieren sie.
Harold F. Searles:
Der psychoanalytische Beitrag zur Schizophrenieforschung
Psychosozial-Verlag 2008
(Neuauflage der Ausgabe von 1974, Kindler Studienausgabe)
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Mira Manuela Hensler:
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Untersuchungen zum Verständnis nicht-wörtlicher Sprache bei schizophrenen Patienten
Eberhard-Karls-Universität zu Tübingen 2009
Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am: 28.1.2012
Aktualisiert am: 17.8.2016