Image may be NSFW.
Clik here to view.Zur Zeit schreibe ich an einem Buch über die seelischen Spätfolgen der Vojta-Therapie. Immer wieder erhalte ich Post von heute 25-45-jährigen Betroffenen, die mir ihre Geschichte erzählen und dann schreiben: „Bitte sagen Sie aber öffentlich nichts. Meine Mutter lebt noch und ich will ihr keine Schuldgefühle machen!“ Was die Betroffenen äußern, ist immer ähnlich: Sie können keinen Partner finden, leiden unter schmerzhafter Scham, sie empfinden sehr schnell Druck und haben oft chronische Darmbeschwerden (z.B. Reizdarm). Sie können Schmerzen ungewöhnlich gut aushalten. Gleichzeitig lassen sie sich nur ungern berühren und können Zärtlichkeit nur schwer ertragen. Die Beziehung zu den Eltern ist schwierig. Oft ist der Kontakt abgebrochen. Manche kommen regelmäßig in Phasen, in denen ihnen das Leben unaushaltbar erscheint. (Text & Bild: © Dunja Voos)
Die Betroffenen schreiben auch, was ihren Müttern immer gebetsmühlenartig gesagt wurde: Sie sollten das Schreien ignorieren. Außerdem empfinde das Kind keine Schmerzen, sondern die Therapie sei „nur anstrengend“. Heute weiß man: Wenn Kinder ihre Bedürfnisse durch Schreien äußern und die Mutter mehrfach (bei der Vojta-Therapie monate- und jahrelang) nicht darauf eingeht, führt dies sehr häufig zu schwerem psychischen Leid.
Achtung! Vojta-Therapie!
Ich finde die Gespräche mit den heute Erwachsenen, die als Baby/Kind die Vojta-Therapie erhielten, regelmäßig erschütternd, weil sie sich so ähneln. Inzwischen glaube ich nicht mehr an Zufall. Ich bin überzeugt, dass die Vojta-Therapie schwere seelische Folgen bei den Betroffenen hinterlässt. Die Folgen können ebenso schwer sein wie nach sexuellem Missbrauch – die Betroffenen selbst fühlen sich häufig wie sexuell missbraucht. Sehr oft verdammt die Vojta-Therapie die Betroffenen zu extrem langem Alleinsein, aus dem sie sich nur mit großer Mühe befreien können. Betroffene Frauen verbringen ihre fruchtbaren Jahre allein und wissen nicht, ob sich ihr Kinderwunsch erfüllen lässt. Oftmals müssen sie schmerzlich auf Berührung, Zärtlichkeit und Sexualität verzichten, weil sich in ihnen ein so großer Widerstand gegen körperliche Nähe regt.
Klare Worte
Auffallend ist bei vielen auch eine extrem klare Sprache und Wortgewandtheit. Möglicherweise ist dies auch eine Folge der Vojta-Therapie: Einerseits fördert die Vojta-Therapie die Sprache, andererseits könnte man diese Neigung, sehr früh und gut zu sprechen auch als Hilferuf verstehen: Babys/Kinder, die in der Hölle sind, werden versuchen, sich so bald wie möglich so gut wie möglich verständlich zu machen. Der klaren Sprache entgegen steht jedoch immer wieder das Gefühl, „nicht gehört“ zu werden. So klar und deutlich die Betroffenen auch sprechen, so sehr haben sie damit zu kämpfen, wirklich ernst genommen zu werden und sich in ihrer Kommunikation effektiv zu fühlen.
Sind Sie betroffen?
Wenn Sie selbst als Baby/Kind die Vojta-Therapie erhalten haben und mit den Folgen kämpfen, würde ich mich über eine Kontaktaufnahme sehr freuen: voos@medizin-im-text.de
Verwandte Artikel in diesem Blog: