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Clik here to view.Die tiergestützte Psychotherapie wird in Deutschland noch nicht von den Krankenkassen anerkannt. Dabei ist ihre Wirkung oft beeindruckend. Die Kölner Diplom-Psychologin Anna Steinhausen-Wachowsky hat das schon gleich am Anfang ihres Berufslebens festgestellt. Traumatisierte Patienten können sich oft leichter dem Therapeuten öffnen, wenn ein Tier einen festen Platz in der Therapie hat. Anna Steinhausen setzt sich dafür ein, dass die tiergestützte Psychotherapie weiter erforscht, breiter angewendet und hoffentlich irgendwann auch von den Krankenkassen anerkannt wird. Zu diesem Zweck gründete sie die Stiftung für tiergestützte Therapie. Einen Raum für die tiergestützte Therapie hat Anna Steinhausen-Wachowsky nun zusammen mit ihrem Mann, Dr. Mark Wachowsky, in Urft (Kreis Euskirchen) erschaffen: www.gut-neuwerk.de (Text: © Dunja Voos, Bild: Therapiehund, © Anna Steinhausen-Wachowsky)
Ein Tier bringt Bewegung in den Therapieraum
Traumatisierte Menschen erscheinen äußerlich manchmal erstarrt. Innerlich jedoch sind die Erinnerungen an die Bilder, Gerüche und Stimmungen lebendig. Häufig drängen sie sich quälend auf. Doch die Betroffenen können oft nicht darüber sprechen. Sprachlos sitzen sie vor ihrem Therapeuten. „Ein Tier im Therapieraum kann mit seinem Interaktionsangebot dem Patienten helfen, aus dem Traumaschock herauszukommen, denn das Tier holt den Traumatisierten an der Stelle ab, wo ihn das Trauma hat stehen lassen“, so Steinhausen-Wachowsky.
Tier und Mensch verstehen sich ohne Worte
Tiere spüren, wie es uns Menschen geht. „Wenn ein Patient kurz davor ist, zu weinen, es aber noch nicht kann, dann bemerkt mein Therapiehund das. Er bewegt sich auf den Patienten zu und unterstützt ihn. Zum Beispiel legt der Hund seinen Kopf in den Schoß des Patienten. Dann beginnt der Patient oft zu weinen und die Spannung löst sich.“
Diese Erfahrung hat Anna Steinhausen-Wachowsky mit ihren Patienten und Therapiehunden schon oft gemacht. Die Psychologin erklärt: „Tier und Mensch begegnen sich auf einer nichtsprachlichen Ebene. Durch den Kontakt zum Tier kommt der Patient auch wieder in Kontakt mit sich selbst. Traumata sind im sogenannten impliziten Gedächtnis abgespeichert. Der Patient findet keine Worte, sondern erinnert sich nur an die Körperspannung, an bestimmte Bewegungen, Haltungen, Bilder oder Gefühle. Steinhausen-Wachowsky sagt: „Das Tier ist den Patienten dabei behilflich, die Inhalte aus dem impliziten Gedächtnis in das explizite Gedächtnis zu übertragen, sodass die Patienten über das Erlebte wieder sprechen können. Zudem kann das Tier als Ko-Therapeut im Therapieverlauf eine wichtige Rolle einnehmen. Als Dritter im Raum entspannt es die oft angespannte Situation.“
Traumatisierte Menschen begegnen Leid-erfahrenen Tieren
Der Patient gelangt so aus der Opferposition in die Helferposition: Er möchte dem Tier helfen, damit es ihm besser geht. Der Patient wird wieder handlungsfähig. „Die Situation ist dann nicht mehr die, dass ein hilfloser Patient vor einem kompetenten Therapeuten sitzt, sondern dass vor dem Therapeuten ein kompetenter Patient sitzt, der dem Tier hilft – umgekehrt unterstützt das kompetente Tier durch sein Gespür den Patienten“, so Steinhausen. „Die tiergestützte Psychotherapie möchte dabei im Sinne einer Win-Win-Situation mit dem Tierschutz kooperieren – ‚interaktives Heilen zwischen Mensch und Tier‘ ist die Devise. Eine tiergerechte Behandlung der tierischen ‚Ko-Therapeuten‘ ist dabei immer zu berücksichtigen“, so Steinhausen.
Anna Steinhausens Hilfe-Stiftung “gemeinsam heilen helfen”
Die Psychologin Anna Steinhausen-Wachowsky ist selbst mit Tieren aufgewachsen und weiß, welche Wirkung sie auf den Menschen haben. Ihr Ziel ist es, die tiergestützte Psychotherapie in Deutschland zu fördern und zu etablieren. Ihre Hilfe-Stiftung „Gemeinsam heilen helfen“ ist eine eigenständige Unterstiftung der Stiftung „Gemeinsam Handeln“ des paritätischen Wohlfahrtverbandes.
Link:
Hier können Sie Psychotherapeuten finden, die tiergestützte Psychotherapien durchführen:
www.tiergestützte-therapie.de
Ein schönes Beispiel für tiergestützte „Therapie“ ist der Film „The present“:
The Present from Jacob Frey on Vimeo.
Dieser Beitrag erschien erstmals am 5.4.2011
Aktualisiert am 17.2.2016