Mein Weg zur Arbeit ist nur wenige Meter lang. Eigentlich war mir schon sehr früh klar, dass ich den Praxisraum gerne nah an meinem Wohnraum haben möchte. Aber natürlich waren da auch Zweifel – sie kamen regelmäßig von innen und von außen in Form von kritischen Stimmen der Freunde: “Willst Du das Leid der Patienten so nah bei Dir haben? Kannst Du dann wirklich die Tür hinter Dir zumachen?” (Text & Bild: © Dunja Voos)
Zögern
Als die Wohnung nebenan frei wurde, malte ich mir gleich aus, wie es sein würde, diese Wohnung als Praxisraum zu haben. Es war April. Dennoch begann ich in der näheren Umgebung nach Praxisräumen zu suchen. Es war mühselig und bisweilen grauenhaft. Die Wohnungen waren zu teuer, zu heruntergekommen, als Praxisraum ungeeignet oder die Vermieter fürchteten sich davor, psychisch leidende Menschen in ihr Haus zu lassen. Jedes Mal, wenn sich andere Interessenten die Wohnung bei mir nebenan anschauten, wurde ich unruhig. Es war schließlich Juni, als ich merkte: Meinen Beruf stelle ich mir eigentlich immer nur in Verbindung mit diesem Raum vor. Als mir das klar wurde, war die Wohnung meine.
Alles unter einem Hut
Inzwischen kann ich mir gar nicht mehr vorstellen, wie es wäre, woanders zu arbeiten. Ich kenne viele Psychoanalytiker, die ihren Praxisraum in direkter Nachbarschaft zu ihrem Wohnraum haben. Also hat es anscheinend viele Vorteile. Ich wüsste jedenfalls nicht, wie ich Journalismus, Kind und Praxisarbeit verbinden könnte, wenn ich nun auch noch einen längeren Weg zur Praxis zurücklegen müsste.
Tür zu
Manchen Therapeuten ist es wichtig, dass Praxis und Wohnbereich einige Kilometer voneinander entfernt sind, damit ihnen die Arbeit nicht zu nahe erscheint. Ich merke jedoch: Wenn mich etwas aus meiner Arbeit mit den Patienten bewegt, dann bewegt es mich – egal, ob ich nun aus Bonn oder Köln komme oder aus dem Haus nebenan. Ich finde es wunderbar, wenn es im Winter morgens dunkel, eisig und glatt ist und ich nur wenige Meter zu Fuß zurücklegen muss, um zu meiner Arbeit zu gelangen. Außerdem ist es mir so möglich, für beruflich stark eingespannte Patienten auch ungewöhnliche Termine anzubieten, wie zum Beispiel morgens von 6.15-7.00 Uhr.